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Unerwünschter Gentech-Mais

Vermutlich aus den USA importer genmanipulierter Mais breitet sich im Süden Mexikos unkontrolliert aus

Seit Monaten schon schwelt der Streit über die Frage, ob sich genmanipulierter Mais unkontrolliert im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca ausgebreitet hat. David Quist und Ignacio Chapela von der US-Universität Berkeley hatten im November in der renommierten Fachzeitschrift Nature berichtet, dass sich importierter Gentechmais mit einheimischen Sorten vermischt haben soll. Der Gentechmais, so hieß es, gefährde die einheimischen Sortenvielfalt. Verschiedene US-Wissenschaftler hatten darauf hin, ebenfalls in Nature, die Forschungsergebnisse Quists und Chapelas angezweifelt. Sie warfen den Berkeley-Forschern wissenschaftlichen Dilettantismus vor.

Vor kurzem distanzierte sich auch die Fachzeitschrift Nature von der einst von ihr publizierten Studie. Aufgrund der eingegangenen Kritiken und Proteste zweifelt jetzt auch die Nature-Redaktion die Forschungsergebnisse an. Einer der beiden Forscher, Professor Chapela, räumte zwar inzwischen Fehler bei der Interpretation seiner Ergebnisse ein. Aber das wichtigtse Ergebnis, den Nachweis genmanipulierter Pflanzen, zog er nicht zurück.

Sollten die Berkeley-Forscher Recht haben, wäre das besonders fatal. Denn Mexiko gilt als das Ursprungsland des Maises. Seit rund 7.000 Jahren wird hier diese Pflanze bereits kultiviert. Eine riesige Sortenvielfalt wurde im Laufe der Zeit entwicklet. Die Sorten, die heute als Ressource für neue Pflanzenzüchtungen genutzt werden, könnten durch den Gentech-Mais „verunreinigt“ werden.

Zwar hatte die mexikanische Regierung schon 1998 den Anbau von Gentech-Mais verboten. Doch die Einfuhr genmanipulierter Maiskörner für die Weiterverarbeitung ist erlaubt. Vermutet wird daher auch, dass die importierte Ware die eigentliche Ursache für die unerwünschte Ausbreitung ist.

Konkret geht es um zwei gentechnische Veränderungen. Eine wird genutzt, um den Mais vor Insektenfraß zu schützen. Bei der anderen handelt es sich um eine Herbizidresistenz. Derart veränderte Maispflanzen haben in den USA schon einen Marktanteil von 20 bis 30 Prozent erreicht. Und Mexiko importiert jährlich immerhin rund 6 Millionen Tonnen Mais.

WOLFGANG LÖHR

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