Tal67 erkämpft Chance

■ Besetzer erreichen Aufschub für Terassenhäuser in St. Pauli

Seit Sonnabend gibt es wieder eine Chance für ein Wohnprojekt in der Talstraße 67. Um den Abriss der Terassenhäuser in St. Pauli zu verhindern und um für alternative Wohnformen zu demonstrieren, hatte die Gruppe Tal 67 einige Wohnungen vorübergehend besetzt. Bei Verhandlungen versprach ein Saga-Vertreter, sich ein neues Sanierungs- und Baukonzept der Gruppe vorstellen zu lassen. Die Besetzung wurde daraufhin beendet, bevor die Polizei ihre Räumungsdrohung wahr machen konnte. Zwei Tage vorher hatte sich auch der Sanierungsbeirat Wohlwillstraße dafür ausgesprochen, das neue Konzept zu prüfen.

Das Grundstück Talstraße/Ecke Simon-von-Utrecht-Straße war 1998 von der Stadt an die Saga verkauft worden, die die Häuser bis dato nur verwaltet hatte. Bei dem Kauf war eine Sanierung der beiden Terassen vereinbart worden, die die Saga später für zu teuer befand. Auf dem Grundstück zur Talstraße hin hat die städtische Wohnungsfirma inzwischen neue Wohngebäude errichtet und einen großen, schmucklosen Innenhof mit Kinderspielplatz und Rasen auf einer Tiefgarage erbaut. Der Abriss der Terassen soll Platz schaffen für eine Vergrößerung des Hofes, der durch ein neues Blockrand-Wohnhaus zur Simon-von-Utrecht-Straße hin abgeschlossen werden soll.

In den Augen der Saga sowie von CDU und SPD in der Bezirksversammlung Mitte würde so eine „grüne Oase“ entstehen. Wie das Hoffest, das der Besetzung vorausging, zeigte, wird aber die existierende Oase schwer zu toppen sein: Die Terassen stehen sich in gut zehn Meter Entfernung gegenüber, die sechs Eingänge einander zugewandt, mit kleinen Gärten vor den Häusern – eine ideale Anordnung, um die Nachbarn miteinander in Kontakt zu bringen. „Die Kinder aus der Nachbarschaft kommen hierher, um in den kleinen Gärten zu spielen“, erzählt Terassen-Mieter Uwe Quast.

Zur Gruppe Tal 67 gehören neben Bewohnern und weiteren Interessierten die Leute vom Bauwagenplatz Schützenstraße, denen aus den Reihen des rot-grünen Senats Hoffnungen gemacht wurde, sie könnten in dem Wohnprojekt unterkommen. Jetzt hat die Gruppe den Eindruck, „das wir einfach nur verarscht und hingehalten worden sind“. Gernot Knödler