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Der Wunsch nach Ethical Correctness

Bei der Direktbank der Volksbank Eisenberg in Thüringen unterstützen Kunden und Geldinstitut ethische Projekte

„Die kleinste Direktbank Deutschlands“, wie sie sich selbst nennt, ist auf ethischen Wegen. „Bei der Geldanlage wächst der Wunsch nach ethischen Aspekten“, erkannte man bei der Volksbank Eisenberg in Thüringen. Das regional orientierte Geldinstitut nahm deshalb mit seiner seit sieben Jahren bundesweit tätigen Direktbank Anfang vergangenen Jahres ein neues Angebot in sein Programm: Bei Tagesgeldern können die Anleger auf 0,25 Prozent des Zinsertrags verzichten und begnügen sich dann mit den verbleibenden 2 Prozent. Auf die Summe, die mit dem Zinsverzicht zusammenkommt, legt die Bank dann noch selbst etwas drauf und fördert mit dem Geld eines von drei zuvor ausgewählten Projekten.

Zwar handelt es sich dabei dann letztlich nicht um eine herkömmliche „ethische Geldanlage“, obwohl die Bank es selbst gern so nennt, sondern streng genommen um eine Spende. Gleichwohl hätten sich, bilanziert Bankensprecherin Sylke Schröder, immerhin schon 80 von derzeit rund 2.000 Direktbank-Kunden für dieses Modell entschieden. Vor einem Jahr hätten die Thüringer Banker an „nicht mehr als 1 Prozent“ geglaubt. Auffallend sei, dass „88 Prozent aller Ethikkunden aus dem Westen“ kommen. Und überrascht wurde man auch davon, dass „entgegen den Erwartungen“ ebenso viele Männer wie Frauen auf diese Anlageform setzten.

Aus drei Vorschlägen der Bank können die Zinsspender ein ihnen genehmes Projekt zur Förderung auswählen. Bevorzugt wurde dabei bislang mit 70 Prozent eindeutig das „ZinskontoEthik“. Mit dem Finanzaufkommen helfe man bei der Rekonstruktion des Waisenhauses „Königin Maria Luisa“ in Plovdiv, Bulgarien. Immerhin 1.000 Mark kamen hierfür im vergangenen Jahr aus den Zinsverzichten der Kunden zustande, weitere 5.000 Mark legte die Bank selbst noch drauf, so dass rund 3.000 Euro überwiesen werden konnten.

An zweiter Stelle der Unterstützer stand das „ZinskontoFrauen“. Damit wurde bis Ende letzten Jahres die Babyklappe Hamburg mit 80 Mark von den Kunden unterstützt. Die Bank hielt sich hierbei indes mit eigenen Zugaben zurück, nachdem dort nach Angaben von Sylke Schröder einige Ungereimtheiten öffentlich bekannt wurden. Man halte das Projekt für „nicht mehr seriös“, weshalb ihm nunmehr die Unterstützung versagt werde. „Wir sind gerade auf der Suche nach einem neuen Projekt, und es wird wieder ein Frauenprojekt sein“, so die Bankensprecherin.

Immerhin noch 20 Mark blieb aus dem Zinsverzicht der Kunden für das „ZinskontoUmwelt“ übrig, mit dem regional die Errichtung eines „Artenschutz-Turmes“ für bedrohte Vogelarten in Thüringen gefördert wird. Die Bank gab hier weitere 500 Mark hinzu.

Insgesamt, so die Bilanz, sei das Volumen des Direktbankgeschäfts der Volksbank Eisenberg im Jahr 2001 um 45 Prozent gewachsen, die Kundenzahl stieg um 49 Prozent. Von den Kundeneinlagen – insgesamt 102 Millionen Euro – entfallen 22 Millionen Euro auf die Direktbank, mit der man nach Unternehmensangaben seit 1998 schwarze Zahlen schreibt.

Die Kundeneinlagen sind „zu 100 Prozent geschützt“ über die Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Als Ziele für das Jahr 2002 formuliert man vorrangig die „Weiterentwicklung des ethischen Grundgedankens“. So arbeite man derzeit beispielsweise an „Ausschlusskriterien bei der Kreditvergabe und dem Erwerb von Wertpapieren“.

Bei einer Untersuchung von Direktbanken durch die Stiftung schnitten die Eisenberger übrigens mit „gut“ ab. Untersucht wurden 14 Direktbanken, die ein per Internet zu führendes Tagesgeldkonto anbieten. Sie lassen sich meist problemlos einrichten. Die darauf liegenden Gelder sind besser verzinst als bei einem Sparbuch – auf das man gut verzichten kann – und jederzeit verfügbar. ANDREAS LOHSE

Volksbank Eisenberg, Servicetelefon (01 80) 5 35 35 66www.my-direktbank.de

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