piwik no script img

Japan kauft Walfang-Stimmen

Greenpeace: Schutzabkommen durch umstrittene Hilfen in Gefahr. Falsche Zahlen

BERLIN taz ■ Japan soll sich die Unterstützung von zehn Ländern für den kommerziellen Walfang erkauft haben. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie von Greenpeace, die heute vorgestellt wird. Pünktlich zur Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) in der japanischen Hafenstadt Shimonoseki bestätigt die Studie laut den Umweltschützern einen schon länger erhobenen Vorwurf. (www.greenpeace.de/GP_SYSTEM/1QNTIPF6.HTM)

„Ein Land nach dem anderen wird von Japan gekauft“, sagt Thilo Maack von Greenpeace Deutschland. Ostkaribische Entwicklungsländer wie Antigua, Barbuda und Grenada könnten es sich nicht leisten, auf die Fischereibeihilfen von Japan zu verzichten. Im Gegenzug erwarte Japan Unterstützung für den kommerziellen Walfang.

Die IWC reguliert den weltweiten Walfang. 170 Wissenschaftler aus 25 Staaten tagen derzeit unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Im nächsten Monat werden sie dann der eigentlichen Plenarversammlung ihre Vorschläge präsentieren. Die Behörde hat den Walfang verboten, bis die Bestände sich erholt haben. Nach Angaben des World Wide Fund for Nature (WWF) sind die Bestände immer noch viel zu gering. Sieben von dreizehn Großwalarten stehen auf der „roten Liste“ und gelten weiterhin als stark gefährdet. Trotz des internationalen Abkommens seien von 1986 bis 2001 offiziell über 21.500 Wale getötet worden.

Und die offiziellen Zahlen stimmen eventuell nicht, so die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Samstag: Ein Professor und der Exmanager eines Walfangunternehmens berichteten, dass Japan in den 60er- und 70er-Jahren der IWC viel zu niedrige Walabschusszahlen gemeldet habe.

Auf der vier Wochen andauernden IWC-Tagung wird sich zeigen, wie erfolgreich Japans Stimmenpolitik gewesen ist. „Mit einer Pro-Walfang-Mehrheit wird die Fischereibehörde zurückverwandelt in eine Walfang-Industrie“, so Maack von Greenpeace. Er befürchtet, dass dann Walschutzgebiete zu Fall gebracht und die Jagd auf alle Walarten wieder zulässig wird. Schon im Vorfeld hatte Japan versucht, die Auflagen des IWC zu umgehen: Im Februar kündigte das Land an, seinen Walfang auf die bedrohten Sei-Wale im Nordwest-Pazifik auszuweiten – wieder zu Forschungszwecken. Von dem Großwal leben nach Angaben des WWF nur noch etwa 9.000 Tiere. ANNIKA JOERES

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen