: Das Prinzip Pop
Texten und Tanzen: Die „Lesershow“ präsentiert zum dritten Mal junge Autoren im Roten Salon. Wer artig zuhört, darf später auch pogen
André Kubiczek lässt in seinem kürzlich erschienen Debütroman „Junge Talente“ die DDR-Achtziger wieder aufleben. Da zieht ein junger Mann aus der Kleinstadt aus, um in Ostberlin das große Leben zu leben. Nach dem Parcours durch amouröse Abenteuer, räudige Punk-Partys und depressive New-Wave-Inszenierungen verschlägt es den – geläuterten, gereiften – Helden wieder in das heimatliche Kaff. Mit der schönen Subkultur im Herzen.
Kubiczek gehört zu den Gästen der Lesershow, des „3. Festivals junger Autoren“, das die Neue Gesellschaft für Literatur (NGL) zusammen mit der Volksbühne ausrichtet. Die letzten beiden Jahre punktete die „Lesershow“ in der Hauptstadt als voller Erfolg, der Rote Salon war restlos ausverkauft, die Stimmung war prächtig und gegroovt wurde wie wild, nach New Wave, Hardrock und Postpunk. Es war wohl nicht zuletzt die – mittlerweile etablierte – Verbindung von Text und Tanz, die, neben der gut choreografierten Auswahl der Autoren, die drei Nächte lange Lesung zum Ereignis machte. Bleibt zu hoffen, dass auch dieses Mal kurzweiliger, literarischer Aktionismus geboten wird. Und sich das eklektizistische Pop-Prinzip noch nicht selbst überholt hat. Steffen Kopetzky, der Verfasser des Eisenbahn-Selbstfindungsromans „Grand Tour“, jedenfalls will einer Uhr hinterherjagen, RAN wilde Gedichte votragen, Rininat Rebresch wird zusammen mit Paulin eine Radioschau mit Hörspielminiaturen senden, und Libero Ahne wird unglaubliche Geschichten erzählen. Die Moderation übernimmt wieder der charmante Jakob Hein, der, gemeinsam mit Ahne, am zweiten Abend auch als Plattenaufleger agiert. Und dieses garantiert echten Schuldisco-Stil, mit Mädchenpogo und dergleichen. JSI
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