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berlin buch boom Kurt Borowskis Lebensweg eines Polizisten„Linienführung“ leicht gemacht

Der „Westberliner Polizist“ Kurt Borowski, dessen Vater bei der AEG arbeitete, ist Weddinger. Während der kurzhaarigen HJ-Periode gehörte er einer „Langhaarigen-Clique“ vor den Pharus-Sälen an. Mehrmals musste er in seinem Berufsleben auf eine neue Verfassung schwören, so dass er am Ende reif für die Schauspielerei war. Seine Frührentnerkarriere führte ihn u. a. in viele Talkshows, wo er „gegen Bezahlung“ Publikumsmeinungen artikulierte. Davor war er eine Zeit lang Begleitschutz für Willy Brandt. Jedes Mal, wenn dieser zu viel trank, ging er zu ihm hin und sagte „Ihr Wagen ist vorgefahren!“ Das war für den Regierenden Bürgermeister von Westberlin das Signal, sich zu verabschieden. Ansonsten interessierte sich der Polizeioberkommissar, der seine Kollegen gerne damit schockte, dass er die taz las, für schnelle Motorboote.

Besonders ausführlich befasst Kurt Borowski sich mit seiner Kriegsgefangenenschaft, die er praktischerweise in Frankreich, wo er zuvor gekämpft hatte, ableisten musste. Insgesamt resultierte daraus dann jedoch eine große „Liebe zu Frankreich“, obwohl seiner Meinung nach „zu viel Gewese um die viel gerühmte französische Küche“ gemacht wird. In Abendkursen machte er die mittlere Reife nach und wurde befördert: „Neider nannten mich ‚Karriere-Kutte‘, dabei bin ich nie ein Kriecher und Ja-Sager gewesen, und so hoch war der Aufstieg schließlich auch nicht“. Auf den Photos aus dieser Es-geht-wieder-aufwärts-Zeit hat er jedoch etwas Feistes, besonders neben seiner schönen Frau.

1977 ließ er sich in Ostjerusalem mit einem Palästinensertuch knipsen. Diese Reise war „einer der interessantesten meines Lebens von zirka siebzig bis achtzig Reisen in insgesamt dreißig Länder“. Während der Bau der Mauer dienstmäßig „keine Änderungen mit sich brachte“, kam mit der Polizeireform 1974 der „Kontaktbereichsbeamte“ (KOB) auf, „in der DDR hieß ein ähnlicher Posten ‚Abschnittsbevollmächtigter‘“.

Zu Borowskis Revier gehörte damals der Flughafen Tegel und damit der Kontakt zu den dort stationierten französischen Gendarmen, mit denen er gerne französisch parlierte. Aber der Autor wollte nicht lebenslänglich im mittleren Dienst – und dazu musste er erst einmal in die Weiterbildung. Anschließend wurde er in Reinickendorf eingesetzt, aber dort war es langweilig: Zwar trug ihm die „Bevölkerung“ allerlei Klatsch zu, aber „bei diesem Getratsche war kaum etwas polizeilich Verwertbares dabei“.

Dafür wurden alle Reinickendorfer KOBs von der dortigen SPD zum Essen eingeladen, Borowski wird Parteimitglied, bezeichnet seine Ortsgruppe jedoch als „Rentnerclub“. Mit den CDU-Rechten – „Lummer und Landowsky“ – wollte er erst recht nichts zu tun haben. 1986 lässt er sich pensionieren: „Ich denke, ich war ein freundlicher Polizist.“ Mit 60 nimmt er eine Stellung als Hausdetektiv im Hilton-Hotel an. Anschließend stürzt er sich als Statist in das Filmgeschäft. Schon als er 1943 für den Fotografen im vornehmen Anzug auf dem Leopoldplatz posierte, merkte man, dass der Weddinger Harald Juhnke einmal sein Vorbild sein würde. HELMUT HÖGE

Kurt Borowski: „Linienführung, Lebensweg eines pensionierten Westberliner Polizisten“. Zwei Zwerge Verlag, Berlin 1999, 15,30 €. Bestellung unter www.zwei-zwerge-verlag.com

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