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Scheibchenweise Schule sparen

Geheimprotokoll des Senats: 2383 LehrerInnen sollen in den nächsten drei Jahren eingespart werden. Lange und von Beust verschwiegen dies, als sie am Montag die Ergebnisse der Senatsklausur vorstellten. FDP spricht von Koalitionsbruch

von SVEN-MICHAEL VEIT

Die ganze Wahrheit kommt scheibchenweise an Licht: 2383 LehrerInnen werden in Hamburg bis zum Sommer 2005 eingespart werden. Dies ist die Konsequenz aus den Sparbeschlüssen des Senats auf der Klausurtagung am Wochenende. Allerdings vergaßen Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und Schulsenator Rudolf Lange (FDP) bei der Bekanntgabe der Beschlüsse am Montag, ausgerechnet diese Tatsache zu erwähnen. Auch weitere Vereinbarungen wie die Abschaffung aller Beauftragten-Ämter wurden verschwiegen (siehe Text unten).

Im Geheimprotokoll der Klausurtagung, welches der taz vorliegt, heißt es wörtlich: „Somit erfolgen bei einer Gesamtfluktuation von rd. 2100 bis zum Schuljahr 2005/2006 insgesamt Neueinstellungen von rd. 1050 Lehrerinnen und Lehrern. Zur Klarstellung: darüber hinaus gibt es keine weiteren Einstellungen.“

Internen Berechnungen der Schulbehörde zu Folge bedeutet dies tatsächlich einen Abbau von 2383 LehrerInnen: 1050 Pensionäre werden nicht ersetzt, 429 Stellen entfallen, die wegen der steigenden Schülerzahlen notwendig wären, weitere 344 wären erforderlich, um beschlossene Umschichtungen im Lehrplan – zum Beispiel die zusätzliche 3. Sportstunde – auszugleichen, und 560 LehrerInnen sollen durch die Arbeitszeitverlängerung auf 40 Wochenstunden ersetzt werden.

Durch diese Strukturverschlechterungen steigt die Relation zwischen Lehrern und Schülern von gegenwärtig 1:15 auf 1:17. Alle innovativen Angebote wie Betreuungsklassen oder Integration behinderter SchülerInnen würden geopfert werden. „Damit wird Schule in Hamburg auf den Kernbereich reduziert“, seufzt ein Behördeninsider. Im Hinblick auf die Ergebnisse der PISA-Studie stehe „der Turm nicht mehr schief. Er kippt.“

„Undramatisch“ nennt hingegen Hendrik Lange, Sprecher der Schulbehörde, diese Sparmaßnahme. Es sei ja bereits beschlossene Sache, 100 neue Lehrerstellen zu schaffen. Im Koalitionsvertrag von CDU, Schill-Partei und FDP war ein „Bedarf von insgesamt zusätzlich 400 Lehrern“ festgestellt worden, der zu decken sei. Schule und Bildung hatte der Rechtssenat zum „Schwerpunkt“ seiner Politik neben Sicherheit und Verkehr ernannt.

Senator Lange jedenfalls geht beim Verzicht auf überflüssige schulische Ornamente bereits mit gutem Beispiel voran: Heute sollte er bei der Mathematik-Olympiade die Preisverleihung vornehmen. Er sagte gestern ab.

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