: Im (T)raumschiff nach Berlin
Für die Frauen des HSV ist das Finale um den DFB-Pokal fernab jeder Realität, dass plötzlich auch ein Erfolg gegen den FFC Frankfurt im Rahmen des (Un)möglichen liegt
Sie wirken locker und entspannt dieser Tage beim Training. Trotz des großen Spiels am Sonnabend im Berliner Olympiastadion. Spricht man sie auf das kommende Spiel an, wird klar, dass diese Woche keine herkömmliche ist.
Die Rede ist von den Fußballerinnen des HSV, morgen Gegner des Deutschen Meisters 1. FFC Frankfurt im Finale um den DFB-Pokal (16.15 h, live ZDF). „Ich kann an nichts anderes denken und hab seit Tagen kaum gegessen“, beschreibt Mittelfeldspielerin Tina Hüllen ihre Gemütslage. So richtig glauben können es die Spielerinnen immer noch nicht, dass sie dabei sein dürfen. Kein Wunder, denn das Duell um den Pokal ist das Gegenteil vom tristen Liga-Alltag. Statt vor 250 Zuschauern an der Hagenbeckstraße spielt man im ausverkauften Olympiastadion.
Natürlich träumen die Hamburgerinnen vom großen Coup, doch dran glauben mag man nicht. Weder wurde eine Siegprämie ausgehandelt, noch hat man T-Shirts mit der Aufschrift „Pokalsieger 2002“ bedruckt. Nicht etwa aufgrund der geringen Erwartungshaltung, sondern um das schmale Budget nicht unnötig zu belasten. Zwar konnte der HSV zum Pokal-Halbfinale einen Trikotsponsor präsentieren, doch die 5000 Euro, die für den Rest der Saison inklusive Pokalfinale fließen, sind nicht üppig.
Nach dem Saison-Highlight folgen fünf weitere Bundesliga-Partien, in denen es gilt, die Klasse und potentielle Sponsoren zu halten. Selbst Trainer Andrew Pfennig hält den Abstieg bei sieben Punkten Rückstand für „realistisch, obwohl noch Hoffnung besteht“. Zwar droht der Fall in die Regionalliga, nicht aber der Zerfall des Teams. „Alle Leistungsträger haben uns mündlich auch im Falle eines Abstieg zugesagt“, so Pressesprecherin Brigitte Krause. Auch der finanzielle Rahmen steht: Der HSV gab grünes Licht für die Beibehaltung des 160.000 Euro-Etats für die kommende Saison – selbst in der Regionalliga. Nicht selbstverständlich für ein Team, das in der Bundesliga ganze vier Punkte eingespielt hat. „Gerade die vielen Niederlagen haben uns zusammengeschweißt“, glaubt Torjägerin Tanja Vreden. So sehr, dass in Berlin ein Traum wahr werden könnte. TORSTEN HOPPE
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