: Vorläufiges Aus
Künstlerverein KX muss wegen Mieterhöhung schließen – vorübergehend, wie die Kulturbehörde beteuert
Kein privater Vermieter kann es sich erlauben, eine Miete um 1500 Prozent zu erhöhen. Genau das aber hat Kampnagel gegen-über dem einzigen Verein gemacht, der auf dem einst als Kulturzentrum weltberühmten Gelände an der Jarrestraße noch Aktivitäten entfaltet, die nicht der zentralen Theaterleitung unterstellt sind. Da mehrere Gespräche in dieser Sache nun kein Ergebnis brachten, bedeutet das für Juli dieses Jahres das Ende der erfolgreichen Ausstellungstätigkeit des Künstlervereins KX.
Die selbstverwaltete Künstlerinitiative war ein Ergebnis jener Aktivitäten, die Mitte der 80er die Lage der bildenden Kunst in Hamburg verbessern sollten und auch zur Einrichtung von Atelierhäusern und sogar den Deichtorhallen führten. Solcher Aufbruchsgeist ist inzwischen gründlich verloren gegangen. In der schwierigen Phase zwischen künstlerischer Ausbildung und späterer Professionalisierung war KX fünfzehn Jahre lang einer der wenigen Ausstellungsorte gleichermaßen für hiesige junge Kunst und internationalen Künstleraustausch.
Die vom griechischen Künstler/Architekten Athanasios Pallas umgebauten Räume im ersten Stock des ehemaligen Kampnagel-Verwaltungsgebäudes umfassen immerhin 400 Quadratmeter, sind ideal für Gruppenausstellungen und haben in ihrer Abfolge von größeren und kleineren Räumen einen eigenen Charakter. In diesem Freiraum hat beispielsweise auch der inzwischen mit der Teilnahme an der Documenta XI geadelte John Bock erstmals außerhalb der Kunsthochschule ausgestellt.
Das Problem: Eine wesentlich von der Kulturbehörde abhängige Institution ist hier formaler Untermieter einer anderen, ebenso abhängigen. Und wenn das Geld knapp wird, bricht eben die Solidarität ein. Pikanterweise steckt auch hier, wie bei den Mietsteigerungen im Kunstverein, Kunsthaus und der freien Akademie, die Sprinkenhof AG dahinter, ein Unternehmen der Stadt Hamburg. Einst sollte sie staatliche Einrichtungen vom Druck des Mietmarktes freihalten, heute ist sie auf Gewinn verpflichtet. Das vorläufige Ende von KX ist durchaus symptomatisch für eine in vielen Fällen höchst komplizierte Kreisfinanzierung der Hamburger Kultur.
Vorläufig aber nur soll das Ende von KX sein, da die Kulturbehörde an höchster Stelle die Bereitschaft signalisiert hat, über die Arbeitsmöglichkeit von KX an einer anderen Stelle nachzudenken. Wie so oft im Kulturbereich: Es fehlt das Geld, aber die Hoffnung bleibt. Hajo Schiff
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