Milli Görüs: Türen aufmachen
■ Beck und Haffner uneins über Muslime
Wenn Muslime erfolgreich integriert werden sollen, müssen Lehrerinnen Kopftücher tragen dürfen, Moscheen in Innenstädten gebaut werden dürfen und auch das Schächten muss generell erlaubt werden. Das meinte jedenfalls Marieluise Beck, die Ausländerbeauftragte des Bundes, bei der Diskussionsveranstaltung „Mit Hochachtung betrachten wir Muslime“ am Dienstag in der St. Johannis Schule.
In einem Punkt endet ihr Wohlwollen – und zwar, wenn es um die ihrer Meinung nach verfassungswidrige Organisation Milli Görüs geht. „Der Zulauf junger Muslime bei Milli Görüs nimmt zu“, sagt Beck besorgt.
Helmut Haffner, Referent in der Bremer Senatskanzlei, ist da anderer Auffassung. „In Bremen ist Milli Görüs die Gruppe, die sich am stärksten um einen Dialog bemüht“, widersprach er der Ausländerbeauftragten. Die Organisation ist bundesweit und auch in Bremen umstritten. Einige CDU-Mitglieder von der Weser wollen sie verbieten, die Grünen halten sie für weltoffen, Bürgermeister Henning Scherf (SPD) redet ganz ungeniert mit Milli Görüs.
Haffner hat gute Erfahrungen mit den Muslimen gemacht: Vor vier Jahren organsierte er mit dem Sprecher der islamischen Föderation Bremen, Abdulkerim Sari, die erste Islamwoche in der Stadt.
Wenn es darum geht, die Rechte von Muslimen zu stärken, sind Haffner und Beck wieder einer Meinung. „Türen aufzumachen“ hält sie für die einzige Möglichkeit, junge Mohamedaner davon abzuhalten, in militante Organisationen einzutreten. „Es gibt keine Alternative zur Integrationspolitik“, betonte Beck. Sie begrüßte die „Islamische Charta“ vom Zentralrat der Muslime in Deutschland. Darin unterstreicht die Vereinigung, der Islam sei eine „Religion des Friedens“ und spricht sich für die Annahme der freiheitlich-demokratischen Grundordnung aus. „Das ist ein wichtiges Zeichen“ sagte Beck. „Die Erklärung verdeutlicht die Zugehörigkeit der Muslime zu Europa“. Anne Reinert
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