piwik no script img

h.g. hollein Prominent

Die Frau, mit der ich lebe, sonnt sich bisweilen in meinem Namen. 5.400 Einträge in der Google-Suchliste, das ist schließlich was. Nur dass mit 5.399 Holleins nicht ich gemeint bin. Namensvetter Hans – Architekt und in Wien tätig als auch geboren – beansprucht den meisten Platz, gleich danach kommt sein Sohn Max, seit kurzem Leiter der Frankfurter Kunsthalle. Bei der niedrigen Häufigkeit unseres Nachnamens stellt sich natürlich die Frage, ob uns über die Datenbank hinaus Weiteres verbindet. Laut Auskunft meines Vaters nicht, aber ein vergleichender Blick auf Hansens hohe Stirn und mein Pendant im Spiegel schließt genetische Verknüpfungen nicht aus. Und als Standort eines gemeinsamen Ur-Gentopfs bietet sich Schlesien, dermaleinst Zankapfel zwischen Preußen und Österreich und Wiege meiner Sippe väterlicherseits, geradezu an. Verdächtig verbindend scheint mir auch die Schlichtheit in der Benamsung der männlichen Nackommenschaft in potentiell parallelen Linien: Hans, Max, Heinz und Günter – unorigineller geht's nimmer. Tiefenpsychologisch ist allerdings ein kompensatorischer Akt für das ewige Nachbuchstabieren-Müssen– „vorne wie Holland, hinten wie ein“ – bei Tischbestellungen und Telefonaten mit Ämtern zu vermuten. So was treibt zu Taten, die geeignet sind, den eigenen Namen der Mitwelt ein für allemal präsent zu machen. Der eine baut bisweilen umstrittene Häuser, der zweite beschäftigt die Feuilletons, der dritte chronifiziert sein Privatleben für schnöden Mammon in der Lokalpresse. Und dann gibt es noch Mister Richard Hollein, der seinen Quäker-Glaubensbrüdern in Pennsylvania gleich eine ganze Bibliothek gestiftet hat. Das sei denn doch ein wenig übertrieben, meint die Gefährtin. Hollwein, Holbein, Holzbein – so in etwa wisse man ja, wer gemeint sei.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen