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die wirrsten grafiken der welt: zyklus einer projektphase

Herr Keuner begegnete Herrn Wirr. „Ich bin ein großer Gegner der Grafiken“, sagte Herr Wirr, „ich will keine Grafiken.“ Da schmunzelte Herr Keuner trocken-amüsiert und erwiderte: „Ich bin ein größerer Gegner der Grafiken, denn ich will unwirre Grafiken.“ Es wurde still im Hamburger In-Lokal „City-Treff“. Die restlichen Gäste erbleichten, während die beiden Kampfhähne bösartig-feindselige Blicke wechselten, und niemand weiß, was geschehen wäre, wenn in diesem frostig-heiklen Moment nicht beschwingt-alert ein Mann im besten Alter hereingeschneit wäre und gesagt hätte: „Ich bin weder ein Befürworter noch ein Gegner, sondern nur ein leidenschaftlich-akribischer Sammler wirrer Grafiken. Zufällig habe ich ein besonders hübsches Exemplar dabei …“ Mit diesen kühl-pointierten Worten zog er ein verknickt-eckiges Blatt Papier aus der derb-wulstigen Hosentasche. Zu sehen war auf dem Papier der „Zyklus einer Projektphase“, kopiert aus dem Buch „Multimedia-Projektmanagement“ von Richard S. Schifmann und Günther Heinrich. In jenem Zyklus ging es heiß im Kreis herum. Von der Bestandsaufnahme über die Projektnutzenbewertung bis zum Aktionsplan war alles dran, was Rang und Namen hatte. „Da brate mir doch einer einen Storch“, sagte Herr Keuner dünnlippig-anerkennend, und Herr Wirr sekundierte enthusiastisch-befremdet: „Dolle Sache!“ Und so wurde es noch ein feucht-fröhlicher Abend für alle Beteiligten außer Richard S. Schifmann und Günther Heinrich. GERHARD HENSCHEL

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