: Haakons Happening
Heute kommt der norwegische Kronprinz ins Norwegenheim – ohne SIE. Die Vorbereitungen im Café SternChance laufen dennoch auf Hochtouren
von SILKE SCHLICHTING
Klar waren hier alle ein bisschen enttäuscht, dass der norwegische Prinz ohne seine sympatische Gattin zu Besuch kommen würde. „Mette-Marit ist sehr beliebt, sogar bei den Punks“, sagt Monika Falbrede, Geschäftsführerin des Stadtteilvereins SternChance im Schanzenpark.
Haakon muss die norwegische und die hamburgische Flagge im Norwegenheim, wo der Verein seit Juli 2000 zu Hause ist, heute Nachmittag also allein hissen. Rund 600 Gäste – Mitglieder und Freunde des Vereins – sind geladen. Doch längst nicht alle können Zutritt zu dem abgesperrten Areal bekommen. Schließlich soll der norwegische Prinz beim Bad in der Menge nicht untergehen.
Mitte März informierte das norwegische Konsulat in Berlin Falbrede von dem hohen Besuch, und die ahnte wohl noch nicht, wer im folgenden so alles an ihre Tür klopfen würde. Wo sonst TeilnehmerInnen an Kursen wie Capoeira, Trommeln oder Deutsch für AusländerInnen ein und aus gehen, gaben sich plötzlich Abgesandte des norwegischen Hofes, die Zofe Mette-Marits, Botschaftsgesandte aus Berlin und das Landeskriminalamt die Klinke in die Hand.
„Wir haben hier ordentlich entmüllt, geputzt und geharkt“, beschreibt Anne Knaack, die vor sieben Jahren die Gründung des Vereins SternChance vorangetrieben hat, die emsigen Vorbereitungen. Um königliche Sicherheitsvorkehrungen ging es am wenigsten. „Dies hier soll ein Event werden, ein Happening“, sagt Knaack. Und auch die Polizeistrategie lautet: bloß nicht in Erscheinung treten. Alles soll dem Prinzen so natürlich wie möglich erscheinen. Irgendwie norwegisch eben.
Irgendwie norwegisch klingt auch die Vorgabe des königlichen Hauses, dass auf dem Empfang nur Saft gereicht wird. Doch die eigentliche Party geht sowieso erst los, wenn der Prinz schon zum nächsten Empfang unterwegs ist. Im Rathaus findet der offizielle Teil seines Hamburg-Besuches statt. Wenn sich Haakon in das goldene Buch der Stadt einträgt, fließt am Norwegenheim schon das wohl verdiente Bier, ganz wie immer und ganz ohne Ablaufplan.
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