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Shakespeares „Sommernachtstraum“ als Psychotrip

Im Wald von Athen irren verwirrte Liebende umher. Elfenkönig Oberon und sein Diener Puck zaubern kräftig herum, stiften Verbindungen und Betrug, die Elfenkönigin muss sich gar in den – mit einem Eselkopf ausgestatteten – biederen Handwerker Zettel verlieben. Shakespeares Stück über die Blindheit der Liebe kommt in einer Woche auf die Bühne der Bremer Shakespeare Company.

Das Spannende daran: Regisseur Sebastian Kautz will den „Sommernachtstraum“ nicht als als reine Liebeskomödie inszenieren. „Ich habe schon immer geahnt, dass in dem Stück Abgründe stecken – und dann waren wir alle überrascht, wie enorm tief sie sind.“ Also: Die Handwerker sollen nicht als „lustige Deppen“ durchs Stück tapsen, sondern um ihr Leben spielen. Und Puck ist kein lustiger Clown, sondern „abgrundtief böse“ – sagt Cornelia Flöge, und die muss es als Puck-Darstellerin ja wissen. Die Übersetzung des Namens heißt ja schließlich auch „Satan“. Kautz: „Der ,Sommernachtstraum' ist kein Karneval, sondern über weite Strecken ein Psychotrip.“

Doch trotz aller Abgründe: Das Stück wird auch unter Kautz' Fingern insgesamt eine Komödie bleiben. Er wird es sich nicht nehmen lassen, die Waldszenen sinnlich auszuspielen („Wir zeigen die ganze Bandbreite zwischen Sexsucht und zarter Liebe“).

Kautz kann mit acht Leuten inszenieren – für Company-Verhältnisse fast schon ein Luxus (natürlich wird es trotzdem reichlich Mehrfachbesetzungen geben). Die Hälfte der SpielerInnen ist aber neu im Ensemble der Shakespeare-Truppe, was dem Probenprozess offenbar reichlich spannenden Input gegeben hat. Puck/Cornelia Flöge zum Beispiel fühlt sich nach fünf Jahren am Schlosstheater Celle jetzt in Bremen vom reinen „Materialsein“ befreit: „Ich habe hier eine völlig neue Herangehensweise entdeckt.“

HB/Foto: Marianne Menke

Premiere: 23. Mai, 19.30 Uhr. Karten gibt es unter Tel: (0421) 500 333.

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