Elbe dogmatisch: Im Rausch der Tiefe
Es gibt ein Thema, da ist unser aller neuer Senat nicht schlimmer als sein Vorgänger. Ein Grund zur Freude ist das jedoch keineswegs. An der Waterkant verläuft die Demarkationslinie derer, die sich als Hüter des Hafens aufzuspielen belieben. Wenn es um das geht, was sie Hamburgs Lebensader nennen, verstehen Christ- wie Sozialdemokraten, Hafenwirtschaft wie Handelskammer keinen Spaß. Und dann ist es für sie auch zweitrangig, ob die Elbe das überlebt.
Kommentarvon SVEN-MICHAEL VEIT
Ein neuerliches Ausbaggern des Flusses ist ökologischer wie ökonomischer Flachsinn. Doch erstere Ansicht zu begründen, ist Zeitverschwendung, auf dem Ohr sind sie taub. Und den volkswirtschaftlichen Nutzen in Frage zu stellen, kommt der Ketzerei gleich: Die Dogmatiker des Tiefenrauschs sind in Größenwahn und Kleinkariertheit unerschütterlich.
Denn auch die nächste Hafenerweiterung haben sie bereits vor Augen, die Versenkung Moorburgs wird aus den Untiefen der standortpolitischen Mottenkiste hervorgekramt. Das Desaster nach Rotterdamer Vorbild ist programmiert: Kais ohne Schiffe.
Dazu passt die Absage an eine gemeinsame Hafenpolitik zusammen mit den Nachbarländern. Nicht, dass diese in Sachen Borniertheit Nachholbedarf hätten, nicht, dass es nicht Mitleid erregend wäre, wie norddeutsche Stammesfürsten um die Gunst global agierender Reedereien buhlen.
Bloß mit strategisch durchdachter Wirtschaftspolitik hat das alles nichts zu tun.
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