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Die Beutel wollten nicht fliegen

Nur 100 Teilnehmer an Pro-Bush-Demo der Union. Das angebliche Chaos bleibt aus

Kai Wegner mochte die Straßen Berlins nicht „schweigend irgendwelchen Chaoten, ob links oder rechts“, überlassen. Nein, ein Zeichen will er setzen, der Abgeordnete und Landeschef der Jungen Union (JU). „Danke Amerika! Willkommen in Berlin, Mr President!“ will der CDU-Nachwuchsverband gestern Nachmittag am Checkpoint Charlie sagen. Ein Gegenpol soll es sein, alle sollten sie kommen, um ihre Verbundenheit mit Amerika auszudrücken, hat die JU aufgefordert.

Rund hundert Zuhörer zählt CDU-Pressesprecher Matthias Wambach schließlich zwischen Koch- und Zimmerstraße, bewacht von Polizisten aus 16 Mannschaftswagen. Gerade mal 15 US-Fähnchen wird der fliegende Händler Gerhard Lindner verkaufen. Enttäuscht ist er, er hat sich mehr erwartet – die JU habe nichts gekauft.

Weit über zehntausend US-kritische Stimmen sind zuvor auf dem Alexanderplatz zusammengekommen. Doch genauso wenig wie dort fliegen am späten Nachmittag am Checkpoint Charlie die Farbbeutel, von denen auf dem von US-Flaggen eingerahmten Rednerpult der CDU-Bundestagsabgeordnete Friedbert Pflüger spricht.

Da, die Kundgebung am Checkpoint ist schon eine Viertelstunde alt, eine Störung. Bewegung kommt in die Kamerateams – ist das endlich das von der Union so beschworene und mit der rot-roten Regierung verbundene Chaos? CDU-Juristen haben zuvor vom Senat schärfere präventive Maßnahmen verlangt, potenzielle Gewalttäter sollten vorbeugend in Gewahrsam genommen werden.

Das Chaos trägt eine orangegelben Rock, ist um die 20, kann auf vier Fingern laut pfeifen und hat sich einen Trommler mitgebracht. Von „Pfeifkonzerten“ ist später in einer Agenturmeldung zu lesen. Erst nach der Kundgebung kommt es einige Minuten lang zu Sprechchören.

Ungestört kann auch der designierte CDU-Chef Christoph Stölzl den Historiker der deutsch-amerikanischen Freundschaft geben und ihre Wurzeln bis zu Friedrich dem Großen zurückdatieren. So ist auch seine Prognose für die Union aus dem Zusammenhang der US-Historie gerissen. „We shall overcome“, sagte Stölzl über CDU-Ambitionen.

Die Regierungsfraktionen SPD und PDS hatten bereits vergangene Woche zur Sitzung im Abgeordnetenhaus eine Willkommenserklärung für Bush vorbereitet, der sich auch die Grünen-Fraktion anschloss. Die CDU-Fraktion hatte diese Resolution als nicht weitgehend genug abgelehnt. STEFAN ALBERTI

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