: Grilles Nachtgesang
Kämme sägen, Lettern gießen, Lurenmusik lauschen, Videos gucken: Zweite „Lange Nacht der Museen“ mit Boot, Bus, Performance und Bahn
von HAJO SCHIFF
Wenn schon Event, dann gleich als Serie: Zum zweiten Mal gibt es am kommendenWochenende in Hamburg eine „Lange Nacht der Museen“. Dass schon im vorigen Jahr 30.000 Besucher kamen, werten die Veranstalter als Zustimmung und bieten diesmal mehr Veranstaltungen, die bis weit nach Mitternacht reichen. Ehrgeiz aller 31beteiligten Museen und Institutionen war es dabei, ein besonderes Programm zu erstellen – mit beachtlichem Resultat: Ein 180-seitiges Programmheft ist dabei herausgekommen; die Palette der Veranstaltungen reicht von ,,Lurenmusik der Bronzezeit“ im Harburger Helms-Museum über Swing im Deutschen Zollmuseum und Mondgedichte im Planetarium bis zum ,,Goldwaschen für Jedermann“ vor dem Mineralogischen Museum der Universität Hamburg.
Die vier heute der Universität angegliederten naturwissenschaftlichen Museen zu Botanik, Geologie und Paläoontologie, Mineralogie und Zoologie sind erstmals alle bei der langen Nacht dabei, ebenso das Afghanische Kunst- und Kulturmuseum mit Tee und Rahab-Musik und das HafenCity InfoCenter im Kesselhaus mit seinen Zukunftsvisionen (beide am Sandtorkai).
Museen verwalten weit mehr als Objekte in Vitrinen, auch Tätigkeiten wie Kammsägen oder Letterngießen sind längst museal und werden im Museum der Arbeit wiederbelebt. In der Liste für die ,,Lange Nacht“ taucht dazu mit dem ,,Museum am Hafen“ ein Ort auf, den es nur zu diesem Anlass gibt: An einer 600 Quadratmeter großen Pontonanlage in der Elbe gegenüber der Kehrwiederspitze sind die sonst von sechs verschieden Museen und Vereinen verwalteten historischen Schiffe und schwimmenden Arbeitsgeräte vereint, der Ankerplatz ist vom Sandtörhöft (nähe Baumwall) mit Pendelschiffen zu erreichen.
Alte Alsterdampfer fahren darüber hinaus vom Jungfernstieg zum Museum der Arbeit, das auch stündlich mit einem historischen U-Bahnzug von Hauptbahnhof aus zu erreichen ist. Acht spezielle Buslinien halten bis zwei Uhr nachts im 10-Minuten-Takt im Zentrum; alle 20 bis 30 Minuten werden öffentliche Verkehrsmittel von den Vororten in die beteiligten Museen fahren, damit jeder die statistisch möglichen vier Museen abarbeiten kann.
Jährlich verzeichnen die Hamburger Museen etwa drei Millionen Besucher, aber eine solche Nacht mag auch Lust machen auf bisher nie besuchte Häuser. Denn wer weiß schon, dass das Museum der Elbinsel Wilhelmsburg in einem Amtshaus von 1724 residiert und in seinen Grundmauern den Gewölbekeller des ,,Adeligen Sitzes Stillhorn“ von 1620 umfasst?
Was also auswählen aus dem Riesenangebot? Ruhigste Komponente der Event-Nacht wird vermutlich die Performance ,,La Peau Chantante“ in der Kunsthalle werden: Die Schweizer Künstlerin Victorine Müller hüllt sich – nur mit transparentem Plastik bekleidet – in den Gesang von 1000 Grillen, die wohl vermutlich auf ihr zu zirpen beginnen. Am längsten gefeiert wurde im letzten Jahr im Museum für Völkerkunde: Statt Tango gibt es dort diesmal einen Salsa-Ball mit dem Orquesta Salsa y Azucar und mit Sicherheit bis 4 Uhr geht es an der im letzten Jahr zu früh verwaisten Scharnierstelle des Sonderbusverkehrs an den Deichtorhallen: Der Gastronomie wurde ein extra Lichtraum gebaut und auf der Bühne gibt es life und mit DJ‘s das volle Programm mit NuJazz, Easy Listening, Electronica, House und Housetech, dazu Modeperformances, Kurzfilmblöcke und Videoperformances.
Lange Nacht der Museen in Hamburg: Sonnabend, 25. Mai, 18 bis 2 Uhr, Karte für 31 Museen incl. Sonderbusse, Schiffe und HVV: 10 Euro. Programmheft bei den Museen. Die Karte berechtigt zur Nutzung des Nahverkehrs bis Sonntag, 10 Uhr, und gilt für die Museen auch den ganzen Sonntag über. Internet: www.langenachtdermuseen.hamburg.de
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