: berliner szenen Mitte spielt Fußball
Das Nachtleben kickt
Die Jahreszeit, in der wir grade stecken, erweist sich jedes Jahr aufs Neue als perfide und hinterhältig. Im Januar oder im Februar denken optimtische Menschen: „Yeah, bald ist Mai, da können wir endlich wieder draußen rumstehen und Bier trinken“ – und organisieren in froher Erwartung Outdoor-Events, die im klimatisch stabileren Juli oder August besser aufgehoben wären. Einen Dazulerneffekt gibt es nicht.
Beruhigend ist da, dass es nicht nur kein falsches Wetter gibt, sondern dass auch die falsche Kleidung egal ist, wenn sie mit ordentlich viel Attitüde getragen wird. Beim Fußballturnier, für das sich das Berliner Nachtleben und sogar DJ Hell samt Team aus München auf der Auguststraße eingefunden hat, schrie das hysterisch-charmante Moderatorenteam trotzig in den grauen Himmel: „Die Sonne scheint, es ist wunderschön – unser Berlin.“
Die schaulaufenden Mitte-Boys und -Girls wedeln dabei die Gewitterfliegen von den hellen Jacken und rücken die dunklen Sonnenbrillen zurecht. Nach Fußball sieht außer den Schiedsrichtern niemand aus – nur Patrick Wagner von Kitty Yo trägt Schnauzbart zur Prinz-Eisenherz-Frisur und versucht sich als Wiedergänger Ewald Lienens. Tore fallen trotzdem – oder gerade deshalb – massenhaft. Ab dem Halbfinale fehlt die Musik, auf die man sich grade so schön eingeschaukelt hat. Die Dramatik darf ja nicht im Caipirinha-Geschlürfe untergehen.
Am Schluss muss dann aber doch alles ganz schnell gehen. Das Spiel um den dritten Platz weicht einem kurzen und bündigen Elfmeterschießen. Am Schluss sind Kitty-Yo die Sieger – wohl dank des Spielführers überzeugenden Stylings. Mitte ist halt doch Mitte. STEPHANIE GRIMM
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