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Atomkriegswarnung

Pakistans Machthaber nennt Indien „Feind“, will angeblich aber Frieden. Außenminister Fischer und Straw warnen vor Atomkrieg um Kaschmir

ISLAMABAD/DELHI/BERLIN dpa/ap/rtr ■ In einer mit Spannung erwarteten Fernsehansprache hat Pakistans Militärmachthaber Pervez Muscharraf gestern Abend Indien als Feind bezeichnet und zugleich jegliche Beteiligung an Terrorakten im indischen Teil Kaschmirs abgestritten. Die Gefahr eines Krieges sei noch nicht vorüber, sagte Muscharraf. „Wir wollen keinen Krieg. Pakistan wird keinen Krieg beginnen. Aber wenn er uns aufgezwungen wird, werden wir eine passende Antwort geben.“

Die neuerliche Kriegsgefahr zwischen den beiden Atommächten war durch den Terrorangriff auf eine Kaserne im indischen Teil Kaschmirs vor zwei Wochen ausgelöst worden. Dabei massakrierten drei Angreifer, die nach indischen Angaben aus Pakistan kamen, Frauen und Kinder. „Pakistan tut nichts über die Teilungslinie in Kaschmir hinweg“, sagte Muscharraf, „und Pakistan wird den Export von Terrorismus nicht erlauben.“

Indien reagierte zurückhaltend. Muscharraf müsse seine Worte mit Taten untermauern, forderte Nirupama Rao vom Außenministerium. Beobachter hielten trotzdem eine Entspannung für möglich. Denn Muscharraf kündigte indirekt an, die Grenze in Kaschmir für Terroristen undurchlässig zu machen. Indien könnte dann auf Militäraktionen verzichten.

Zuvor hatten Außenminister Joschka Fischer und sein britischer Kollege Jack Straw in Berlin vor einer Ausweitung des Kaschmirkonflikts zu einem Atomkrieg gewarnt. Beide sagten, der Konflikt zwischen Indien und Pakistan sei in höchstem Maße bedrohlich. Straw kündigte noch für gestern seine Weiterreise in die Krisenregion an, dämpfte allerdings die Erwartungen. Überzeugungsversuche von außen seien nur begrenzt möglich, so Straw. Der Konflikt um Kaschmir sei der weltweit zurzeit gravierendste. Die Truppenaufmärsche an der Grenzlinie „könnten allzu leicht außer Kontrolle geraten und sich zu einem konventionellen, eventuell in einen Atomkrieg von bisher nicht gekannten Ausmaßen ausweiten“.

In der Nacht zu gestern kam es an der Waffenstillstandslinie in Kaschmir wieder zu Gefechten. Pakistan und Indien haben dort Dörfer evakuiert und mehr als eine Million Soldaten zusammengezogen.

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