: Kultur ohne Geld
Jüdischer Kulturverein will Förderung für Miete. Sonst droht der nichtreligiösen Einrichtung 2003 die Schließung
Der Jüdische Kulturverein Berlin steht vor dem Aus. Wenn der Senat eine staatliche Förderung weiterhin verweigert, muss das Projekt seine Arbeit Ende Juni nächsten Jahres einstellen. Kultursenator Thomas Flierl (PDS) will sich zwar des Problems annehmen. Eine schnelle Lösung ist aber nicht in Sicht.
Mit einem offenen Brief hat sich der 1990 gegründete Verein jetzt an den Senat und alle Parlamentsparteien gewandt. Nach Angaben von Vereinschefin Irene Runge lehnte die Landesregierung eine Förderung in den vergangenen Jahren immer ab. Ohne Hilfe sei die „einzige nichtreligiöse jüdische Einrichtung“ Berlins nun aber „ernsthaft gefährdet“, weil ab Mitte 2003 die Miete für die Räume in der Oranienburger Straße von 25.000 Euro pro Jahr nicht bezahlt werden könne. Bis dahin kann der Verein das Objekt noch kostenlos nutzen.
Dem Kultursenator ist das Problem bekannt. Flierl schätze die „verdienstvolle Arbeit“ des Vereins, sagte sein Sprecher Torsten Wöhlert. Wegen der dramatischen Finanzlage der Stadt könne er aber keine schnelle Lösung versprechen.
Neben der Übernahme der Mietkosten brauche der Verein, der auch ein vielfältiges kulturelles Angebot bereithalte, feste Mitarbeiter, betonte die Vorsitzende. Allein mit ehrenamtlichem Engagement könne das umfangreiche Programm nicht mehr bewältigt werden. Derzeit sind beim Verein nur ABM-Kräfte tätig.
Der 1990 gegründete Jüdische Kulturverein ging aus einer zu DDR-Zeiten ins Leben gerufenen Gruppe von Juden ohne religiöse Bindung hervor. Heute zählt er fast 200 Mitglieder. Der Verein fühlt sich der Bewahrung jüdischen Erbes – Religion, Kultur und Traditionen – verpflichtet. Seine besondere Zuwendung gilt den Überlebenden des Holocaust und deren Nachfahren. Insgesamt organisierte der Verein in den vergangenen zwölf Jahren mehr als 2.200 öffentliche Veranstaltungen, darunter Gespräche mit jüdischen Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland. Hinzu kamen Integrationsangebote für russischsprachige jüdische Zuwanderer. DDP/TAZ
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