: Draußen nass, innen heiß
■ Oder sollte es dieses Jahr anders sein? Mit Sicherheit zu erwarten sind jedenfalls Afrobeat und dramatisches Nachleiden mit „gehörtem Fußball“
Draußen nass und innen heiß! Das ist schon seit vielen Jahren Tradition bei den Konzerten im größten Zelt der Breminale, der Weltbühne. Am Samstag hat dort ab 20 Uhr in diesem Sinne „Sparkasse in Concert“ ein Programm mit afrikansch/jamaikanischer Musik zusammengestellt.
Topact ist der marokkanische Musiker Gnawa Sidi Mimoun, der im traditionell schwarzafrikanischen Stil eine sehr spirituelle Musik macht, bei der Musiker und Publikum in Trance versetzt werden. Für die weltliche Bodenhaftung des Abends sorgt der in Zaire geborenen Poet So Kalmery, der in den Pariser Clubs gelernt hat, elegant und süffig Jazz und Blues mit der Musik seiner Heimat zu verbinden.
Und ob auch Deutsche wirklich richtig schwarz spielen können, lässt sich schließlich beim Auftritt von „The Senoir Allstars“ aus (dem gar nicht coolen) Münster überprüfen, die von der Kritik dafür hochgelobt werden, dass sie Ska, Reggae und Jazz zu gut tanzbaren Popstücken verbinden.
Auch das Nordwestradio hält an der Radio-Bremen-Tradition fest und richtet am Freitag einen Abend auf der Weltbühne aus. Den krönenden Abschluss des live übertragenen Konzerts wird die 25-jährige Bluessängerin Ana Popovic aus Belgrad mit ihrer Band bilden. Aber die heimlichen Höhepunkte dieser Radioshows sind schon lange die „Live-Hörspiele“, die auf der Bühne in die Mikros eingesprochen werden und somit dem Publikum eine Blick hinter die Kulissen des Radiomachens gewährt.
Am Schönsten war immer der Geräuschmacher, der diesmal möglichst echte „Fußballtöne“ machen muss, denn passend zur Weltmeisterschaft wird die Collage „Nachspiel“ von Ror Wolf produziert, in der die Schmach der Niederlage gegen Östereich in Cordoba 1978 mit den Originalkommentaren der Sportreporter möglichst dramatisch nacherlitten wird.
Am Sonnstag bringt dann ein Bremer Local Hero die Breminale auf der Weltbühne zum Abschluss. Der britische Saxophonist Frank Mead tritt hier seit einigen Jahren wohl häufiger auf als in seiner Heimatstadt London oder irgendwo anders. Der gefragte Studiomusiker, der unter anderem in der Band des Rolling Stone Bill Wyman „The Big Town Playboys“ spielte, gründete ausgerechnet in Bremen seine erste eigene Band, in der er hemmunglos seiner Lust auf funkigen Jazz mit viel Soul frönen kann. Ein echter Stimmungsmacher, der live am besten klingt.
Wilfried Hippen
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