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Regen? Sturmwellen!

■ Bremen will Kulturhauptstadt werden und lässt sich unter der Überschrift „Stimulanz 2010“ anregen – per Party oder per Experiment

Hockt eine Hauptstadt am Strand und wartet auf die FLUT. Langsam kämpft sich das Wasser heran, züngelt zum Zeh, zum Wadl, zum Schenkel – bis eine Gänsehaut signalisiert: Stimulanz! Und was für eine! Eine, die vorausdenkt: Denn 2010 sollen Sturmwellen branden. Bis dahin soll sich die Hauptstadt zur Kulturhauptstadt ausgewachsen haben und bekannt sein für ästhetische Sensibilität.

Was das alles mit der Breminale zu tun hat? Ein fester Bestandteil der Breminale ist das Lagerhaus-Programm FLUT und das trägt dieses Jahr den Titel: „Stimulanz 2010“. Die Bewerbung Bremens zur Kulturhauptstadt soll angeregt werden. Mit einem Programm, das vor allem Bands aus Bremen und umzu präsentiert.

Am Donnerstag, 30. Mai, erstmal ein entspannter Start: Ab 18 Uhr Trash-Pop-Performance-Literatur mit „Proppers Slam Poetry Meister's“, danach (20 Uhr) „Der Junge mit der Gitarre“, verloren irgendwo zwischen Billy Bragg und Harald Schmidt. Die Hauptstadt hebt neugierig den Kopf und wird langsam wach.

Gaaanz langsam allerdings: Auf der Parallelbühne Scooter steht der Abend im Zeichen des Jazz, zum Beispiel: Peter Apel, Stefan Roschack und Reinhard Schiemann, zusammengefasst im Trio S.A.R., mit improvisationsfreudigen New Jazz (20 Uhr). Zurück auf der FLUT-Bühne gibt's Leute, von denen die Kulturhauptstadt in spe was abgucken kann: „Aereogramme“ ab 22.15 Uhr, Alternativrock aus Glasgow, der Kulturhauptstadt des Jahres 1990.

Freitag ist auf der FLUT-Bühne Schluß mit beobachtender Distanz, Freitag denkt die Hauptstadt nicht über sich selbst nach, sondern feiert: Sin City Suckers (20 Uhr), King Khan (21.30 Uhr) und die Trashmonkeys (22.45 Uhr). Wenn Bremen bei seiner Bewerbung nur halb so viel Entschlossenheit ausstrahlt wie Soul-Trasher King Khan auf seinem Bandfoto, dann dürfte nichts schiefgehen. Party-Time auch parallel auf der Scooter-Bühne: Zeremonienmeister D.M. Bob aus New Orleans bläst luftige Surfsounds in's Zelt (20 Uhr), danach Dancefloorjazz mit Fat Judy (22.15 Uhr).

Möglich, dass danach am Samstag Bedarf nach gesprochenem Wort besteht: Ab 14 Uhr auf der FlUT-Bühne Paul McCartney poetischer Berater Adrian Mitchell und seine Literatur-Performance für Kinder. Auch eher was zum Zuhören wird der Abend bringen, FLUT in der Experimental-Phase mit den Berliner Stummfilm-Vertonern Alp (21 Uhr) und den Hamburger Elektronik-Virtuosen deep dive corp. ( 22 Uhr). Parallel auf der Scooter-Bühne: Tanzbarer Jazz aus Bremen, sei's Fonkstelle (20 Uhr), Slave of Vision (21 Uhr) oder Caspar Heinemann & Friends (22.30 Uhr).

Sonntag wird's ruhig auf der Scooter-Bühne der Bremer Klangperformer Dietrich Wildgrube wird ab 16 Uhr mit Weltmusik-Instrumentarium Hörbilder entstehen lassen, bevor ab 20 Uhr der Pariser Saitenakrobat Pierre Pouget zeigt, wie sich aus einer Gitarre ein ganzes Orchester zaubern lässt. Zeitgleich besteht auf der FLUT-Bühne die letzte Chance zum Rocken: Die Bremer daily milk probiert emotionalen Indierock (20 Uhr) und schließt damit einen Tag ab, der ab 13 Uhr den Theater- und Tanz-Nachwuchs präsentierte (Ladies §nd Gent, Jump & Terranza, Theaterprojekt 3. Ebene).

Jakob Flex

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