Grand-Prix-SMS

BERLIN taz ■ Nach dem Spiel ist vor dem Spiel – was für den Fußball gilt, ist auch die alte Grand-Prix-Regel: Die Planungen für das Event im kommenden Jahr in Lettland fangen bereits jetzt an. Vorläufig aber wird in vielen europäischen Ländern (Schweden, Dänemark, Schweiz, Belgien) das korrupt scheinende Jurysystem südosteuropäischer Länder übel genommen. In Skopje, Ankara, Moskau und Sarajevo gab es nämlich keinen TED – sondern nur Expertenrunden. Und die gaben dem alten Eurovisionsmisstrauen Nahrung, dass viele Wertungen mafiotisch zustande kommen: Hilfst du mir, helf ich dir. Was sich dieses Jahr in nachbarschaftlichen Punktehilfen ausdrückte. In der Genfer Eurovisionszentrale wird dieser Punkt diskutiert werden, das versicherte deren Grand-Prix-Sprecherin Christine Marchal-Ortiz. Der deutsche Groll freilich erwuchs aus dem schlechten Abschneiden Ralph Siegels und seiner Interpretin Corinna May: Wie immer nach schlechten Voten giftete Siegel postum über miese Sangesleistungen, über fiese Hallenakustik und diesige Verhältnisse überhaupt. Fest steht jetzt schon, versicherte Jürgen Meier-Beer vom NDR: Im kommenden Jahr, zur Vorentscheidung am 7. März in Kiel, wird es erstmals neben der TED-Chance auch möglich sein, per SMS abzustimmen – wobei diese Stimmen die Hälfte der Gesamtwertung ausmachen werden. Hintergrund: Per SMS hofft der Sender, mehr junge Kommunikationsjunkies zu Voten zu bewegen. Offenbar, darf spekuliert werden, soll der German Classical Schlager final in die Bedeutungsarmut gestimmt werden. JAF