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Rasseln im Brombeerland

Wiederholt spielt Altona 93 um den Aufstieg in die Oberliga. Nach dem Scheitern im Vorjahr soll diesmal alles anders werden – neues Stadion für 6000-8000 Zuschauer inklusive

Wen die Nervosität übermannt, pflückt zur Beruhigung Brombeeren

von FOLKE HAVEKOST

Entscheidende Spiele um den Aufstieg hat sie schon häufig gesehen. Insofern kann ihr der kommende Sonntag kaum etwas anhaben. Nur die Zuschauer müssen sich gegen Stress unter Umständen etwas einfallen lassen. Wen die Nervosität übermannt, der pflückt zur Beruhigung am besten einige Brombeeren von ihren Sträuchern hinter den Traversen.

Die Adolf-Jäger-Kampfbahn hat schon einiges hinter sich. Die Begegnung Altona 93 - TSB Flensburg um den Aufstieg in die Oberliga Hamburg-Schleswig-Holstein (So., 15 Uhr, Griegstraße) könnte jedoch das letzte Endspiel sein, das sie - in dieser Form - erlebt.

Die Instandhaltungskosten der 10.000 Besucher fassenden, allmählich von Unkraut überwucherten Arena fressen den Etat des Traditionsvereins langsam aber sicher auf. Deshalb arbeiten die Verantwortlichen an einem Neubau-Plan: Eine vereinseigene Freifläche hinter dem Spielfeld, die Liga-Trainer Andreas Prohn gerne zum Lauftraining für seine Kicker nutzt, soll veräußert werden.

Der Vorstand führt Verhandlungen mit einem Investor, der auf dem brachliegenden Gelände eine Altenwohnanlage errichten will und als Gegenleistung den Bau eines neuen Stadions mit 6000 bis 8000 Zuschauerplätzen sowie eine Mehrzweckhalle für Altona 93 finanzieren soll.

Nebenbei versucht der Verein zum wiederholten Male, in die Oberliga aufzusteigen. Als Hamburger Vizemeister muss der AFC Entscheidungsspiele gegen den TSB Flensburg bestreiten. Im Vorjahr scheiterten die Altonaer gegen Kilia Kiel im Elfmeterschießen. Nun verloren sie das Hinspiel an der Förde mit 1:2. „Das lag an unserem eigenen Unvermögen“, ärgerte sich Trainer Prohn. Trotz 14:1 Ecken für den AFC sorgte erst Goalgetter Tobias Dehne mit seinem Anschlusstreffer kurz vor Schluss wieder für Optimismus, dass es diesmal gelingen könnte.

Das hoffen auch die 500 (!) nach Flensburg mitgereisten AFC-Anhänger. Präsident Dirk Barthel hatte den Fan-Tross extra mit Rasseln ausgestattet, die auch am Sonntag zwischen Spielfeld und Brombeersträuchern verstärkt zum Einsatz kommen dürften. Ein 1:0 würde dem AFC - dank der Europapokal-Arithmetik - reichen.

„Der Gegner wird sich hinten reinstellen und kontern“, erwartet Coach Prohn: „Wir sind aber optimistisch und werden kontrolliert nach vorne spielen.“ Sollte die Aufholjagd fehlschlagen, bleibt den Altonaern eine Woche Wartezeit und die Hoffnung auf die HSV-Amateure. Sollten diese sich in den Aufstiegsspielen zur Regionalliga gegen den VfB Oldenburg (Hinspiel Sa., 18 Uhr, Oldenburg) durchsetzen, steigt auch der Verlierer der Begegnung an der Griegstraße noch in die Oberliga auf.

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