Kohle und Teufel

■ „Der Meister und Margarita in Berlin“

Das Goethe-Theater hat vorgelegt, Anfang März war dort Premiere von „Der Meister und Margarita“. Regisseur Andrej Woron hatte die 500 Seiten des Michail-Bulgakow-Romans umgearbeitet zu einem dreistündigen Theaterabend, die kompliziert ineinander verwobenen Handlungsstränge des Romans hat er umgeleitet in theatrale Opulenz. Klar, konnte man sich denken, dem Stoff ist auf der Bühnen kaum beizukommen, mutig genug, die Herausforderung überhaupt anzunehmen. Macht ja deutschlandweit auch sonst niemand.

Umso erstaunlicher, dass nun auf einmal eine zweite „Meister und Margarita“-Inszenierung in Bremen zu sehen ist, diesmal vom Ensemble des Kulturbahnhofs Vegesack. Bereits Ende 1999 dachte dort Produktionsleiter Hans König über eine Theateradaption des Romans nach und „war platt“ als er hörte, dass das Bremer Theater das Gleiche plant. „Erst dachte ich: Wir können es dann nicht mehr machen, zumal das Goethe-Theater keine Kooperation mit uns eingehen wollte.“ Gemacht hat es König trotzdem, zusammen mit dem Freiburger Regisseur Christian Bronder. Und einem gänzlich anderen Zugriff.

„Der Meister und Maragarita in Berlin“ heißt Königs Theaterabend. Plot und Protagonisten hat er beibehalten, allerdings die Handlung vom Moskau der 20er Jahre in das Berlin von heute verlegt. Dort trifft der Teufel Voland auf eine gänzlich materialistische Welt, eine „Welt, in der keine Auseinandersetzung mehr stattfindet mit der Frage nach einer übergeordneten Wahrheit.“ Voland bewegt sich in der Medienszene der Stadt und inszeniert seine metaphysischen Aktionen in Berlin, der Hauptstadt, die immer auch Hauptstadttheater ist.

Trotzdem erzählt König die Geschichte vom Schriftsteller Meister, der mit seinem Pontius Pilatus-Roman beim Literatur-Establishment durchfällt und dessen Geliebte Margarita mit dem Teufel paktiert. Und König adaptiert auch den zweiten Handlungsstrang von Bulgakows Roman, nämlich den Plot des Pilatus-Romans, der eng mit dem Geschehen auf der ersten Handlungsebene verwoben ist. Das alles ist recht kompliziert, aber: „Wir versuchen, das Stück sorgfältig zu erzählen, so dass man die Zusammenhänge und Handlungsstränge wirklich versteht.“

Die Kostüme werden einen „leicht überspitzten Realismus“ markieren, die Bühne ist dreigeteilt und wird mit reduzierten Theatermitteln die Schauplätze abstrahiert wiedergeben. Hauptaugenmerk liegt auf der Schauspielarbeit, auf der „Entwicklung psychologisch stimmiger Figuren“. Damit wird die „Meister“-Inszenierung ein Gegenentwurf sein zu dem, was das Bremer Theater aus dem Stoff gemacht hat. Konkurrenz ist aber – allein aufgrund der unterschiedlichen Produktionsbedingungen – nicht zu erwarten. König: „Man kann unsere Inszenierung als Ergänzung betrachten.“ kli

Premiere ist heute abend im Kulturbahnhof Vegesack um 20 Uhr. Nächste Termine: 1. Juni bis 8. Juni und 14. Juni bis 18. Juni, jeweils um 20 Uhr. Karten Tel.: 65 00 60