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Bremer Referendare schieben Frust

■ Lehrer-Nachwuchs kommt im Bremer Schuldienst kaum unter

Es herrscht Katzenjammer. Von den rund 70 ReferendarInnen, die jetzt in Bremen ihre „Lehrbefähigung“ erhalten haben, bekommen bislang nur sechs eine Stelle im Bremer Schuldienst. Das ist eine Minderheit von rund zehn Prozent der AbsolventInnen. Dabei hatte sich die Hälfte der fertigen Referendare um eine Stelle an Bremer Schulen beworben. „Die Stimmung ist schlecht“, sagt eine Noch-Referendarin, die aus Sorge vor Nachteilen bei einer erneuten Bewerbung namentlich ungenannt bleiben will – wie ihre KollegInnen auch.

Dabei waren sie doch als erster Jahrgang Bremischen Lehrernachwuchses angetreten, der sich nach jahrzehntelangem Einstellungsstopp berechtigt Chancen auf Übernahme ausgerechnet hatte. Im Wettbewerb der Länder um den Lehrernachwuchs hatte Bremen sogar die Verbeamtung wieder eingeführt. Zudem wurden rund 30 Diplom-StudentInnen in die Lehrerausbildung aufgenommen, um künftig „Mangelfächer“ abzudecken. „Und jetzt werden wir Referendare Sozialfälle oder Springer an der Stadtteilschule – zu schlechten Bedingungen.“

Diese Landung ist besonders für die Guten hart, denen auch Schulleiter Versprechungen gemacht hatten. Eine Einser-Absolventin mit Mangelfach Englisch will sogar aus der Behörde eindeutigen Zuspruch erhalten haben, so dass sie sich in Niedersachsen gar nicht erst bewarb. Der Behördenmann bestätigt das nicht. Im Landesinstutut für Schule, das die Referendare ausbildet, halten sich aber die Gerüchte, wonach die alleinerziehende Mutter kein Einzelfall wäre – vielleicht aber ein moralischer Härtefall. „Die hatte früh Prüfung und hätte sich vom Termin her gut in Niedersachsen bewerben können“, sagt ein Kollege mitfühlend, auch er Einser-Absolvent und ohne Bewerbungsgespräch.

Mitarbeiter der Bildungbehörde scheinen diesen Frust sogar mitzufühlen. In der sachlichen Auskunft – „es werden mehr Lehrer in den Ruhestand geschickt, als eingestellt“ – schwingt Gefühl, sah doch die Planung ursprünglich anders aus. Und auch der stellvertretende Leiter des Landesamtes für Schule, Bernd Laudenbach, erinnert daran, dass die Referendarstellen zuletzt von 350 auf 450 erhöht wurden, um den Lehrerbedarf zu sichern. „Das steht im Widerspruch zu der jetzigen Einstellungspraxis.“

„Es gibt einen deutlichen Bewerberüberhang“, erklärt der Sprecher der Bildungsbehörde. Auch wollten nicht alle Referendare in Bremen bleiben – von denen ja viele aus Niedersachsen kämen.

„Da werden dieses Jahr 2.000 Lehrer eingestellt“, sagt Petra Jendrich von der Lehrergewerkschaft GEW. Als Personalvertreterin führt sie derzeit viele Bewerbungsgespräche. Aus ihrer Sicht können Referendare aber noch hoffen. Zwar haben sich auf 45 ausgeschriebene Lehrerstellen im August 900 Leute beworben. „Aber auch wenn wir uns für einen Bewerber entscheiden, heißt das nicht, dass der die Stelle nimmt.“ Es gebe dieses Jahr viele Nachbesetzungen. Im Mangelfach Sonderpädagogik beispielsweise hätten fünf von zehn BewerberInnen den Rückzieher gemacht. Trotz fester Zusage aus Bremen gingen viele wohl lieber nach Niedersachsen. ede

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