: „Wir sind mental gut vorbereitet“
Der Abschied vom Monopol ist eine Chance, das Angebot zu verbessern, sagt Uwe Stindt, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB). Das Unternehmen sei dafür gut gerüstet und im Übrigen in Gottes Hand
taz: Herr Stindt, wie sieht die Branche in Berlin-Brandenburg ihre Zukunft?
Uwe Stindt: Wir sind mental gut vorbereitet und in der Lage, die kommenden Herausforderungen zu handhaben.
Sind die Unternehmen auch wettbewerbsfähig?
Ich denke, ja. Bei der S-Bahn und den Regionalbahnen wird es Konkurrenten geben. Aber da sehe ich aufgrund der hohen technischen Ausstattung der S-Bahn keine Probleme. Und die BVG hat bis 2008 einen Sanierungsvertrag, der den Übergang sichern soll.
Das ist ein Berliner Vertrag. Aber noch weiß niemand, ob diese Sonderregelung in Brüssel geduldet wird und die Aufgaben der BVG nicht auch ausgeschrieben werden müssen.
Auf hoher See und vor Gericht ist man in Gottes Hand. Dass Berlin der BVG eine Übergangsfrist bis 2008 gewährt, ist aber nicht ungewöhnlich. Das macht man in anderen krisenhaften Wirtschaftsbereichen auch. Damit ist dann ein geordneter Übergang möglich. Bis 2007 müssten die Maßnahmen gegriffen haben und müsste die BVG voll wettbewerbsfähig sein.
Schon ab diesem Sommer muss wahrscheinlich ausgeschrieben werden. Hinzu kommt, dass der Europäische Gerichtshof in Kürze eine Entscheidung zur Rechtmäßigkeit der Subventionen treffen soll. Das könnte drastischen Veränderungsdruck bedeuten.
Natürlich werden wir auch spontan und flexibel Lösungen finden müssen. Wir wissen noch nicht hundertprozentig, was alles auf uns zukommt. Aber wir wissen, was kommt, und das können wir handhaben.
Verstehe ich Sie richtig? Nach Subventionitis, Fahrgastschwund und dem Ruf, etwas uncharmant zu sein, wird der Berliner ÖPNV keine Schwierigkeiten im Wettbewerb mit modernsten europäischen Transportdienstleistern haben?
Natürlich wird es schwierig. Krisenmanagement muss auch sein. Zum Beispiel müssen dringend Fragen geklärt werden wie: Was ist bei einem Betreiberwechsel? Wer koordiniert übergreifend den Fahrplan verschiedener privater Unternehmen? Wer die Tickets? Aber die wichtigsten Hausaufgaben wurden schon erledigt. Es gab intensive Mitarbeiterschulungen. Außerdem ist die Hälfte aller Unternehmen der Region schon im Zertifizierungsverfahren. Zudem sind die Fahrgastzahlen schon jetzt wieder gestiegen. Wir sehen den kommenden Wettbewerb in erster Linie auch als Chance, die Angebotsleistungen zu verbessern.
INTERVIEW: A. WOLTERSDORF
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