performance des tages: robbie keane, der späte schütze:
Nicht nur Miroslav Klose beherrscht den Salto nach einem Torerfolg. Der Hüpfer von Robbie Keane stand dem Jubel des deutschen Stürmers, der beim Führungstor der Deutschen zu begutachten war, kaum nach, wenngleich Keane eine Hand auf den Rasen stützen musste, um seinen Körper einmal um die Achse zu wuchten. Keane durfte erst in der Nachspielzeit seine Turnkünste zeigen. Zu solch einem späten Zeitpunkt ist die Freude noch mal so groß, vor allem weil sein Tor die Iren vor dem vorzeitigen Aus in der Vorrunden-Gruppe bewahrte. Ein Sieg gegen Saudi-Arabien – und der Einzug ins Achtelfinale könnte perfekt sein.
Der Name Keane spukte im WM-Vorfeld durch die Medien, erst als irischer Hoffnungsträger, dann als Buhmann. Robbie Keanes Namensvetter Roy scheuchte die Grüne Insel ordentlich auf. Verbalattacke, Suspendierung, Entsetzen, nationale Debatte, endgültiges Keane-Aus, so lauten die dramatischen Zutaten der irischen Posse. Keane, Robbie wohlgemerkt, macht, spätestens nach seinem Treffer, den Star von Manchester United vergessen.
Robbie Keane gehört eher zu den soliden Handwerkern, was den gerade mal 21-Jährigen nicht daran gehindert hat, in 34 Länderspielen 11 Tore zu schießen. Keine schlechte Quote, das hatten auch die Scouts von Inter Mailand mitbekommen, die ihn holen wollten. Leeds United griff freilich schneller zu.
Keanes Zeit in Ibaraki brach in der 92. Minute an. Der Ball wurde ihm per Flanke zugestellt. Linke und Ramelow sahen schlecht aus. Keane legte sich den Ball auf den rechten Fuß und schoss an Torsteher Kahn vorbei zum Ausgleich ein. In der Kabine stürzten sich seine Teamkollegen dann auf „Baby Irish“. Irland hat wieder einen Keane geheißenen Nationalhelden, auch wenn er Robbie heißt. MV
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