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Hang zur geraden Bassdrum

■ Zwangloser Überdub: Meteosound-Label-Abend im Hafenklang

Dub, das ist Reggae, bis auf die Knochen abgemagert: Herzschlagmusik. Seine Geschichte liegt in den Händen legendärer Produzenten wie Lee Perry oder King Tubby. Für Techno und House ist Dub lebenswichtiger Rohstoff. Wie man im Dub den tiefen Sound der Bässe als Leadinstrument handhabt, den nackten Rhythmus der Drums im Echo „bricht“ und den Halleffekt als Melodie benutzt, ist noch immer die zeitgemäße Form der Reduktion.

In den digitalen Klangwerkstätten des Dancefloor setzte sich Dub als Arbeitsprinzip durch, zunächst auf den B-Seiten-Versionen, später auch im prominenteren Mainmix. Auch wenn das Konzept Dub als Abstraktion zuletzt auf alles angewendet wurde, was irgendwie elektronisch generiert war, es ist nicht totzukriegen. Längst gibt es Elektronik-Labels und -Künstler, die ihren Sound als Dub bezeichnen.

Direkte Annäherungen zwischen zeitgenössischem Dubreggae und Dancefloor sind freilich immer noch selten. Der Berliner DJ und Clubbetreiber Daniel Meteo bringt die beiden Fraktionen ganz zwanglos zusammen. Einerseits veranstaltet er im Berliner Club Maria am Ostbahnhof Dancehall- und Reggae-Allniter mit international bekannten Reggae-Produzenten wie Adrian Sherwood oder The Rootsman. Andererseits präsentiert er dort auch die basslastige Seite der Berliner Minimaltechno-Szene, von Rechenzentrum bis Thomas Fehlmann. Die Echobox steht hier gleichberechtigt neben dem Laptop. Livemusik und Deejaying gehen Hand in Hand.

Als DJ legt Meteo unter anderem auch für die Berliner-Institution „Ocean-Club“ auf, dessen Abende jenseits aller Stilgrenzen bei Tänzern und Zuhörern gleichermaßen beliebt sind. Für sein neu gegründetes Label Meteosound (das wiederum mit dem Hamburger Label Select Cuts unter einer Decke steckt) hat Meteo nun zum ersten Mal Tracks kompiliert, die seinem DJ- und Soundkonzept entsprechen, mit einem Line-up zwischen Tikiman und Dntel, von Manasseh bis Barabara Morgenstern.

Vocal-Digidub aus der englischen Neodubschule findet sich auf Meteosound neben Festplattenfunk aus einem Berliner Hinterhof. Der Steppa-Rhythmus macht den Schulterschluss mit der geraden Bassdrum. Klangliche Unterschiede zwischen Pixelflimmern und einer organisch warmen Roots-Gitarre verschwimmen in den tiefen Bassfrequenzen. Aber nicht nur Dub: Auch die Holzbohlen im Hafenklang können vielfach vibrieren. Julian Weber

mit Daniel Meteo, Reverend Echo und Bus: Sonnabend, 22 Uhr, Hafenklang

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