performance des tages: José Luis Chilavert, ein Denkmal auf Abwegen
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Man habe eine Mannschaft, die es ins Endspiel schaffen könne, hatte José Luis Chilavert, Paraguays torstehendes Nationaldenkmal, vor dem Spiel gegen Spanien verkündet. Nach dem gestrigen 3:1-Erfolg der Iberer kann man sich nun aber kaum des Eindrucks erwehren, dass Paraguay vor allem einmal ein finaltauglicher Keeper fehlt.

Im ersten Gruppenspiel, dem 2:2 gegen Südafrika, war der wegen Roberto-Carlos-Anspucken gesperrte Chilavert noch von Ricardo Tavarelli solide vertreten worden. Gegen Spanien sorgte er höchstselbst für die Entscheidung, als er vollkommen unbedrängt eine Flanke unterlief, die prompt auf den Bauch von Morientes und von dort zum 2:1 ins Netz fiel. Fast schien es, als hätte sich Chilavert an vergangene, glorreiche Zeiten erinnert und darüber die zusätzlichen Pfunde vergessen, die er deutlich sichtbar auf den Rippen trug und die ihn am Boden festhielten, als er zum Flankenball hochsteigen wollte. Schon vorher hatte er eher die Bierruhe ausgestrahlt, die einer Institution gebührt, als durch souveräne Aktionen geglänzt.

Zehn Minuten vor Schluss versuchte er, seinen Fehler wieder gutzumachen und eilte nach vorne, um einen Freistoß in die spanischen Maschen zu setzen. Aber zu unplatziert war der Schuss, und auch sein Sprint zurück zum eigenen Tor schien lange nicht so dynamisch wie früher.

Spanien hatte sich als erstes Team fürs Achtelfinale qualifiziert, während Paraguays Chancen schwinden und mit ihnen womöglich auch ein weiteres Vorhaben des mittlerweile 36-jährigen Chilavert: Paraguays Präsident zu werden. TO