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Rückzug abgelehnt

Israels Premier wirbt bei USA-Besuch für langfristiges Abkommen mit Palästinensern. Überfälle auf Siedlungen

JERUSALEM/WASHINGTON dpa ■ Überschattet von neuer Gewalt in den Palästinensergebieten hat Israels Ministerpräsident Ariel Scharon gestern seinen USA-Besuch begonnen. In Gesprächen mit US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice am Sonntagabend und US-Präsident George W. Bush am Montag wollte Scharon sich für ein langfristiges Stufenabkommen mit den Palästinensern und gegen einen vollständigen Rückzug Israels auf die Grenzen von 1967 aussprechen.

Scharon warnte in einem gestern veröffentlichten Artikel in der New York Times vor einem Rückzug auf die Grenzen von 1967. Israel müsse zunächst den „Terrorismus besiegen“ und könne nicht unter Feuer verhandeln, betonte er. Friedensverhandlungen könnten erst stattfinden, wenn Israel einen „verlässlichen Partner“ auf palästinensischer Seite habe. Scharon sprach sich für ein langfristiges Stufenabkommen und Friedensverhandlungen auf der Basis der UN-Resolution 242 aus. Israel müsse eine Friedensregelung mit der arabischen Welt anstreben.

Auch Präsident Bush hatte sich am Samstag gegen einen konkreten Zeitplan für die Schaffung eines Palästinenser-Staates zum jetzigen Zeitpunkt ausgesprochen. „Wir sind nicht so weit“, sagte Bush nach Gesprächen mit dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak auf dem Landsitz Camp David. Mubarak bekräftigte dagegen, ein Zeitplan sei nötig, um dem palästinensischen Volk Hoffnung zu geben. Ferner rief der Gast zu einem israelischen Rückzug aus den palästinensischen Autonomiegebieten und einem jüdischen Siedlungsstopp auf. Einig waren sich beide in der Forderung nach Reformen der palästinensischen Autonomiebehörde.

Israelische Soldaten drangen gestern Nachmittag erneut mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen in die palästinensische Stadt Tulkarem im nördlichen Westjordanland ein. Die Armee hatte zuvor Ausgangssperren über mehrere Dörfer im Umkreis der Siedlung Izhar bei Nablus verhängt. Bei einem Anschlag auf die Siedlung bei Nablus waren in der Nacht vier israelische Soldaten zum Teil schwer verletzt und der palästinensische Attentäter getötet worden. Zu dem Angriff bekannte sich die radikale Gruppe Demokratische Front zur Befreiung Palästinas (DFLP), deren Hauptquartier sich in Damaskus befindet.

Nach palästinensischen Angaben drangen Soldaten gestern auch im südlichen Westjordanland in mehrere Orte ein, darunter Hebron und Chalchul. Bei einem Anschlag auf den Siedlungsaußenposten Karmei waren Freitagnacht ein Soldat und zwei israelische Siedler getötet worden, darunter eine Schwangere. Einer der Angreifer wurde von Soldaten erschossen.

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