stadtentwicklung: Und wieder eine Kommission
Kaum war die Mauer gefallen, strömten Mieterberater und Sanierungsexperten zuhauf in den Ostteil der Stadt, um zu exportieren, was Berlin im Vergleich zu anderen Städten tatsächlich ausgezeichnet hat: die behutsame Stadterneuerung. Nun sieht es so aus, als müssten sich die Entwicklungshelfer wieder zurückziehen. Kein Geld, keine behutsame Stadterneuerung.
Kommentar von UWE RADA
Dass dieser Rückzug aus der Sanierungsförderung sowie aus innovativen Programmen wie der baulichen Selbsthilfe ausgerechnet von einem rot-roten Senat exekutiert wird, hat schon einen fahlen Beigeschmack. Schließlich gehören beide Parteien wie auch die Grünen zu einem Vorortmilieu, das die behutsame Sanierungspolitik über Jahre mitgetragen hat. Noch schlimmer freilich ist es, wenn der Senat keine konzeptionellen Alternativen entwickelt.
Eine solche Alternative beträfe zu allererst die Folgekosten des sozialen Wohnungsbaus. Noch immer verschlingt die Förderung von Baulöwen wie Klaus Groth das Gros des Berliner Bauetats. Hier – und nicht nur bei der baulichen Selbsthilfe – einen Schnitt zu machen, fordern viele schon seit langem. Doch dazu hat sich die Koalition nicht durchringen können. Nun soll es, wie schon beim UKBF und den Kunsthochschulen, eine Kommission richten.
Unabhängig davon, was diese Kommission entscheiden wird: Die Unlust, neben den harten Schnitten Berlin wie schon zu Zeiten der behutsamen Stadterneuerung zu einem Laboratorium innovativer Konzepte zu machen, scheint dem rot-roten Senat mittlerweile ins Gesicht geschrieben zu sein.
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