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vorlauf kunst Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Fast nicht zu glauben, doch die Schau bei c/o Berlin ist die erste Einzelausstellung der berühmten amerikanischen Fotojournalistin Margaret Bourke-White (1904–1971) in Deutschland. Trotzdem kennt man den größten Teil der ausgestellten Fotografien. So oft hat man sie in allen nur denkbaren Publikationen gesehen.

Gerade deswegen ist es nun verdienstvoll, dass bei c/o einige der Zeitschriftenoriginale, in denen ihre Fotos zuerst publiziert wurden, in Vitrinen ausliegen. Zunächst ist es die Großtechnik – Staudämme, Turbinen, Fabriken –, die Bourke-White in neusachlicher Manier begeistert. Dann entdeckt sie das arme agrarische Amerika und seinen südlichen Halbkontinent in Brasilien. Die Sowjetunion besucht sie, als das Land schon im großen Vaterländischen Krieg gegen Deutschland kämpft, in das sie nach der Niederlage reist. Die Fotos aus Buchenwald allerdings fehlen bei c/o. Diese grausamen Dokumente hätten noch einmal deutlicher gemacht, was schon bei den ausgestellten Fotos zu sehen ist: Margret Bourke-White setzt auch die dramatischsten Situationen kühl und überlegt ins Bild.

Die revolutionäre Sowjetunion ist nicht nur bei Bourke-White zu finden, sondern auch in der Galerie Nordenhake, mit Wladimir Stenbergs konstruktivistischer Skulptur KPS XIII: ein kleiner Sidestep in einer anregenden Ausstellung zum Verhältnis Architektur und Kunst, mit sonst durchaus aktuellen Arbeiten wie etwa Jonas Dahlbergs Kamerafahrt durch die gespenstisch kleinbürgerlich tapezierten Korridore und Stockwerke eines Modell-Hotels. Das Einfachsthaus „Case Study of a Service Core Unit in Duncan Village, East London, Southafrica“ der slowenischen Künstlerin Marjetica Potrc könnte auf der documenta 11 stehen.

Anregungen: vorlauf@taz.deFreitag kommt Konzert

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