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Landowsky geht’s ans Leder

Staatsanwaltschaft durchsucht Wohnungen von 14 ehemaligen Managern der Bankgesellschaft. Vorwurf: Untreue und Betrug. Auch Ex-CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky im Visier der Ermittler

von RICHARD ROTHER

Bei der Aufklärung der Bankaffäre geht es jetzt ehemaligen Spitzenmanagern direkt an den Kragen, darunter offenbar auch dem Ex-CDU-Fraktionsvorsitzenden und Bankenvorstand Klaus Landowsky. Die Staatsanwaltschaft hat gestern die Privaträume von 14 ehemaliger Managern der Bank durchsuchen lassen, die als Beschuldigte in zwei verschiedenen Verfahren in Betracht kommen.

Zu dem Kreis der Verdächtigen zählt auch der ehemalige Bankgesellschaftschef Wolfgang Rupf, der frühere Chef der BerlinHyp, Klaus Landowsky, der Exvorstandschef der Landesbank Berlin, Ulf Decken, sowie der frühere Geschäftsführer der Immobilien-Tochter IBG, Manfred Schoeps, meldete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Justizkreise.

Ein Justizsprecher sagte, es gehe um Strafvorwürfe der Untreue und des Kapitalanlagebetrugs im Zusammenhang mit Immobilienfonds der Bankgesellschaft. Geschäftsführern der Immobilientöchter IBG, IBV und der Bavaria Objekt und Baubetreuung GmbH werde im Wesentlichen vorgeworfen, Objekte ohne Prüfung der tatsächlichen Ertragsaussichten für die Fondsgesellschaften erworben zu haben, so die Staatsanwaltschaft. Dies habe bei der IBG zu Schäden in Millionenhöhe geführt. Die Bankenvorstände seien als Aufsichtsräte der IBG an den Ankaufentscheidungen beteiligt gewesen. Ferner bestehe der Verdacht, dass sie für die Verlagerung von Risiken aus Kreditengagements der Konzernbanken auf die Immobilientöchter verantwortlich seien.

Damit ist jetzt ein Kernpunkt des Bankenskandals ins Visier der Strafverfolger geraten. Die fehlgeschlagenen Immobilienfondsgeschäfte haben nämlich die Fast-Pleite der Bankgesellschaft mitverursacht, die im vergangenen Jahr nur durch eine Finanzspritze des Landes in Höhe von 1,75 Milliarden Euro verhindert werden konnte. Das Land Berlin stimmte überdies einer Abschirmung der Risiken der Immobilienfonds zu. Experten schätzen, dass die Verluste zwischen 2 und 8 Milliarden Euro liegen werden, der Senat rechnet derzeit mit 3,73 Milliarden. Ihre tatsächliche Höhe hängt von der Entwicklung des Immobilienmarktes in den nächsten 30 Jahren ab.

Der frühere Chef der Bankgesellschaft, Wolfgang Steinriede, hat unterdessen eine eigene Verantwortung für die Milliardenverluste zurückgewiesen. Vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Banken- und Spendenaffäre habe Steinriede gesagt, dass er etwa von der Auflage der Fonds mit den Gewinngarantien und der Patronatserklärung der Bank nichts wusste, sagte der Ausschussvorsitzende Klaus-Uwe Benneter (SPD). Dies erscheine allerdings wenig glaubhaft.

Steinriede hat laut Benneter erklärt, er sei zur Unzeit von seinem Posten abgelöst worden und habe daher seinen Nachfolger nicht mehr angemessen einarbeiten können. Die großen Fehler seien erst später gemacht worden. Laut Steinriede habe es unter seiner Führung ein durchaus effektives Controlling des Immobiliengeschäfts gegeben, dass sich erst später als hoch risikoreich herausstellte.

Für die Grünen-Abgeordnete Barbara Oesterheld ist allerdings offensichtlich, dass das Controlling bei der Bankgesellschaft nicht funktioniert habe. „Es ist erschreckend, wie wenig Steinriede von seiner Bank wusste.“ Die Konstruktion der Bankgesellschaft sei nicht allein ausschlaggebend für das Desaster gewesen. Die Verantwortung hätten die Manager getragen.

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