piwik no script img

Riesenproblem PCB

Umweltgiften auf der Spur: Das Bremer Umweltinstitut untersucht PCB, Schimmelpilze und andere Schadstoffe in öffentlichen und privaten Gebäuden

„Wir können die Telefonberatung nur noch mühsam aufrechterhalten“

„PCB sind ein Riesenproblem in Norddeutschland“, sagt Norbert Weis, Toxikologe und Forschungsleiter beim Bremer Umweltinstitut. PCB-Analysen würden im Moment sehr stark nachgefragt. Viele Schulträger würden jetzt aktiv und ließen vorbeugend untersuchen. Die Bremer Forschungseinrichtung beschäftigt sich seit Jahren mit diesem Thema.

PCB (Polychlorierte Biphenyle) gelten als krebserregend und wurden bis in die Mitte der 70er Jahre vor allem als Flammschutzanstrich und Weichmacher in Dichtungsmassen verwendet. „Ich war im letzten halben Jahr in über 100 Schulen, habe Stichproben genommen und wurde immer wieder fündig“, beschreibt Weis.

Seit einigen Jahren hat sich das Bremer Umweltinstitut auf die Analyse und Begutachtung von Schadstoffen in Innenräumen spezialisiert. Dazu gehören etwa Schimmelpilze, Holzschutzmittel, Lösemittel und Pestizide. Die Mitarbeiter gehen in die Wohnungen, Betriebe und Schulen hinein, erkunden die Quellen, nehmen Proben, analysieren und werten die Ergebnisse kritisch aus.

„Wenn es im eigenen Haus stinkt, oder wenn Menschen krank werden und glauben, es könnte an schädlichen Stoffen in der Wohnung liegen, dann sind wir zuständig“, beschreibt Michael Köhler, Diplom-Biologe beim Bremer Umweltinstitut, die Arbeitsschwerpunkte der Forschungseinrichtung.

Dabei setzt das Bremer Umweltinstitut auf die langjährige Erfahrung und das fundierte Fachwissen. 15 Biologen, Pharmazeuten, Chemiker, Chemieingenieure und Laboranten arbeiten im Institut.

„Was wir leisten, kann man nirgendwo nachlesen, das ist das Know-How aus jahrelanger Arbeit“, beschreibt Norbert Weis die Vorzüge der Analysen des Umweltinstituts. Zu den Auftraggebern zählen zum Beispiel Kommunen.

Hervorgegangen ist die staatlich und parteilich unabhängige Einrichtung vor 20 Jahren aus einer Arbeitsgemeinschaft des Fachbereichs Chemie an der Bremer Uni. Die Forscher hatten damals Schadstoffe im Trinkwasser, das aus dem Wasser der Weser gewonnen wurde, festgestellt. Obwohl das Wasserwerk die Tatsache lange bestritt, wurde das Ergebnis der Arbeitsgemeinschaft bestätigt.

„Das war natürlich ein Paukenschlag, der gezeigt hat: Es gibt Bedarf an einer unabhängigen Forschungseinrichtung“, erinnert sich Michael Köhler. Dieser Erfolg gab den Impuls, das Bremer Umweltistitut zu gründen. Das Novum: Die Analyse von verschiedenen Materien wie Luft oder Wasser sollte mit einer kritischen Bewertung der Ergebnisse verbunden werden. „Wir sind stolz darauf, das älteste bewertende Umweltinstitut zu sein“, sagt Norbert Weis.

Heute existieren nebeneinander zwei unterschiedliche Bereiche des Bremer Umweltinstituts: zum einen das Dienstleistungsunternehmen Gesellschaft für Schadstoffanalytik und Begutachtung mbH, zum anderen der gemeinnützige Verein, der Beratungen durchführt, Vorträge vorbereitet und Informationsbroschüren erstellt.

Wenn jemand etwa ein Problem mit Schimmelpilzen in seiner Wohnung hat und nun wissen will, was zu tun ist, kann er beim Bremer Umweltinstitut anrufen. „Leider können wir die kostenlose Telefonberatung, die der Verein leistet, nur noch sehr mühsam aufrechterhalten. Der Senat hat die Mittel immer mehr zurückgeschraubt“, sagt Michael Köhler. Obwohl die Mitarbeiter der GmbH auch ehrenamtlich im Verein mitarbeiteten, sei man auf Spenden und Zuschüsse angewiesen. Katja Plümäkers

Informationen gibt es unter: www.bremer-umweltinstitut.de

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen