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Deutsche Börsen haben fertig

Die Aktie der Deutschen Telekom fällt erstmals unter 10 Euro – auch wegen Neugewichtung des Großindex DAX. Der Nasdaq nähert sich dem Nullpunkt und ist vom Aus bedroht. Besserung ist nicht in Sicht, meinen die Experten

von REINER METZGER

Der Ausverkauf an den deutschen Aktienbörsen geht weiter. Nach einer bereits schlechten Woche ging es gestern noch einmal beachtlich nach unten: Der Deutsche Aktienindex DAX gab am Nachmittag um 2,92 Prozent auf 4.340 Punkte nach. Nicht ein einziger der 30 großen DAX-Werte konnte zulegen – ein seltenes Ereignis. Am Neuen Markt lag der Nemax 50 um 5,15 Prozent tiefer bei 642 Zählern. Zuvor hatte der Index mit 637 Punkten sogar ein Allzeittief markiert. Auch die mittleren Unternehmen im MDAX gaben nach.

Zum Vergleich: Ende März standen die DAX-Werte noch bei 5.500, vor einem Jahr bei 6.000 Punkten. Die Nemax-Werte lagen Anfang des Jahres beim Doppelten, in besseren Zeiten waren die hoffnungsvollen Newcomer locker das Zehnfache wert.

Vor allem dem Nemax geht es langsam, aber sicher ganz an den Kragen. Er sollte eigentlich dafür sorgen, dass deutsche Firmen an der Börse endlich genug Kapital auch von privaten Anlegern erhalten und so die Wirtschaft unabhängiger von Bankkrediten machen. Anfangs gelang das auch. Nach der geplatzten Internet-Spekulationsblase, diversen, teilweise dubiosen Pleiten und der Vernichtung praktisch des gesamten eingesetzten Kapitals ist damit auf unabsehbare Zeit aber Schluss. Börsenexperten spekulieren sogar schon, ob der Neue Markt nicht bald offiziell geschlossen wird und die Deutsche Börse AG samt den dahinter stehenden deutschen Banken und sonstigen Unternehmen nicht einen neuen Anlauf unter neuem Namen nimmt.

Es traf aber auch Börsenschwergewichte hart: Die Aktie der Deutschen Telekom fiel erstmals unter den symbolischen Wert von 10 Euro. Gestern um 16 Uhr stand sie nur noch bei 9,80 Euro. Damit sank der Wert des Konzerns seit dem Höchststand von März 2000 bei 104,80 Euro um mehr als 90 Prozent. Etwa die Hälfte des Verlusts trägt als größter Aktionär der Staat, die andere Hälfte Groß- und Kleinaktionäre aus aller Welt.

Als Grund für den T-Absturz wurden wieder einmal die allgemein schlechten Aussichten der Telekommunikationsbranche gehandelt. Außerdem stellt die Deutsche Börse ähnlich wie andere Indizes weltweit die Berechnung des DAX um. Ab 21. Juni werden die Standardwerte geringer gewichtet, wenn nur ein Teil ihres Aktiengrundkapitals frei verkäuflich ist – wie im Fall Deutsche Telekom oder Post AG mit ihrem Großaktionär Bundesregierung. Aktienfonds, die sich streng an der Verteilung der Werte im DAX orientieren, müssen daher verkaufen.

Pessimisten rechnen nun mit einer längeren Börsenflaute. Das zeige sich auch daran, dass Versicherungen als die sprichwörtlichen langfristigen Investoren immer noch eher Aktien verkaufen, statt die Tiefstände für einen günstigen Einstieg zu nutzen.

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