Erdrutschsieg in Frankreich

Die Partei von Präsident Jacques Chirac gewinnt bei der Parlamentswahl in Frankreich die absolute Mehrheit. Niedrigste Wahlbeteiligung seit Gründung der Republik im Jahre 1958

PARIS afp/rtr/taz ■ Bei der zweiten und entscheidenden Runde der Parlamentswahl in Frankreich hat die von Präsident Jacques Chirac gegründete Partei „Union für die Mehrheit des Präsidenten“ (UMP) laut ersten Hochrechnungen die absolute Mehrheit errungen. Ihr werden voraussichtlich zwischen 390 und 400 Sitze in der Nationalversammlung zufallen. Die Sozialisten werden demnach zwischen 150 und 160 Sitze erringen können, 1997 waren es noch fast doppelt so viele. Die Kommunistische Partei konnte mit 14 bis 20 Sitzen rechnen, die Grünen höchstens mit einem. Der rechtsradikalen Partei von Le Pen waren nur in zwei Bezirken Chancen eingeräumt. Voraussichtlich wird sie jedoch wieder nicht in der Nationalversammlung vertreten sein.

Mit der Mehrheit im eigenen Lager kann der im Mai wiedergewählte Chirac die ungeliebte Kohabitation mit der Linken für die nächsten fünf Jahre ad acta legen. Der liberaldemokratische Ministerpräsident Jean-Pierre Raffarin, den Chirac nach dem Rücktritt des Sozialisten Lionel Jospin eingesetzt hatte, dürfte wieder das Regierungsamt übernehmen. Nach letzten Berechnungen war die Wahlbeteiligung die bislang niedrigste seit Gründung der Fünften Republik im Jahre 1958. Nach Angaben von Meinungsforschungsinstituten betrug sie rund 61 Prozent und lag damit noch 3 Prozentpunkte niedriger als in der ersten Wahlrunde. Als Gründe hierfür wurden sowohl der zu erwartende Wahlsieg des rechts-bürgerlichen Lagers als auch das strahlende Sommerwetter angeführt.

In der ersten Runde der Wahl am Sonntag vor einer Woche waren die konservativen Parteien auf 44 Prozent der Stimmen gekommen, die linken Parteien auf 37 Prozent. Von den 577 Sitzen der Nationalversammlung wurden 58 im ersten Wahlgang vergeben. Um die offenen 519 Mandate bewarben sich 1.045 Kandidaten.

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