Der Neue an der Glocke

Die „Glocke“ bekommt wieder einen Geschäftsführer: Thomas Weinsberg, Spezialist für Alte Musik, muss mit den beengten finanziellen Spielräumen klarkommen

Ab dem 1. November wird die „Glocke“ einen neuen Geschäftsführer haben: Thomas Weinsberg (45), bislang in gleicher Funktion für das Barockorchester „La Stagione“ aus Frankfurt/Main zuständig. Das Bremer Konzerthaus hatte im Januar diesen Jahres Ilona Schmiel als Chefin verloren.

Deren Forderungen nach einer Etat-Erhöhung um 500.000 Euro zur Absicherung der Programmqualität war vom Aufsichtsrat der zuständigen Hanseatischen Veranstaltungs Gesellschaft (HVG) abgelehnt worden. Der neue Geschäftsführer kann für die beiden kommenden Jahren zumindest mit einer Beibehaltung des öffentlichen Zuschusses von gut 700.000 Euro (früher 1,45 Millionen Mark) rechnen. Von denen bleiben allerdings nur rund 100.000 für die Gestaltung eigener Programme übrig. Doch gerade diejenigen Reihen, die Ilona Schmiel ambitioniert aufgebaut hat, machen das überregional wahrgenommene Profil des Hauses aus – etwa die „Glocke vokal“, die Klangerlebnisse wie Cecilia Bartoli ermöglichen.

Weinsberg hat „großes Interesse“, dieses Profil zu erhalten und „unverwechselbare und außergewöhnliche Programme“ zu gestalten. Der Profi-Cellist bezeichnet sich als „ganzheitlich ausgerichtet“, aber auch als begeisterter Anhänger Alter Musik.

Mit Weinsberg ist ein explizit künstlerisch geprägter Geschäftsführer berufen worden –zuständig auch für das Musikfest, was die Zusammenarbeit mit dessen Intendant Thomas Albert spannend machen könnte. Die „Glocke“ kennt er bereits aus der Bühnenperspektive, mit „La Stagione“ war er auch schon beim Radio-Bremen-Festival „Pro Musica Antiqua“ zu Gast. Für HVG-Aufsichtsratschef Uwe Färber betonte Weinsberger, dass er in seiner bisherigen Funktion Erfahrung mit „knappen Finanzen“ und dem Einwerben von Drittmitteln gesammelt habe.

Henning Bleyl