off-kino Filme aus dem Archiv – Frisch gesichtet

1966 schuf Ingmar Bergman mit „Persona“ ein interessantes Psychodrama, das sich gegen überlieferte Erzähltraditionen sperrt: Wahlweise in distanzierenden Totalen oder in intimen Großaufnahmen gefilmt, treffen zwei Personen aufeinander: Die Schauspielerin Elisabeth Vogler (Liv Ullmann) kommt in ein Sanatorium, weil sie sich – offenbar verstört und entsetzt über die Vorgänge in der Welt – in vollkommenes Schweigen zurückgezogen hat und ihr auch der Beruf mit seinen Masken, Verkleidungen und Verstellungen keinen Trost mehr bietet. Die Pflegerin Alma (Bibi Andersson) hingegen redet ununterbrochen: Immer mehr entblößt sie sich vor der ihr fremden Frau, identifiziert sich schließlich sogar mit der Schauspielerin, deren Leben als Künstlerin ihr erheblich aufregender erscheint als die eigene gesicherte Kleinbürgerexistenz mit der Aussicht auf einen grundsoliden und langweiligen Ehemann. Für den Austausch der Identitäten findet Bergman ein faszinierendes und irritierendes Bild: die Verschmelzung der Gesichtshälften der beiden Frauen.

„Persona“, 21. 6. im Filmtheater am Friedrichshain; 23. 6. im Delphi

***Ein Musterbeispiel für den britischen schwarzen Humor ist die 1955 entstandene Komödie „The Ladykillers“ von Alexander Mackendrick, eines heute zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Regisseurs. „The Ladykillers“ bezieht seine Komik aus dem Kontrast zwischen der völligen Harm- und Arglosigkeit einer alten Dame (die sich zudem als eine ungeheure Nervensäge erweist) und den kriminellen Absichten einer Gangsterbande, das sich unter Führung von Alec Guinness als vermeintliches Kammermusikquintett in ihrem Haus eingemietet hat, um die Vorbereitungen zum Überfall auf einen Geldtransport zu treffen. Als die alte Dame schließlich beseitigt werden soll, bringen es die hart gesottenen Herren (unter ihnen Peter Sellers und Herbert Lom) natürlich nicht übers Herz – und erledigen sich stattdessen gegenseitig. Auch in technischer Hinsicht besitzt „The Ladykillers“ einen Ehrenplatz in der Filmgeschichte: Die britische Komödie war das letzte Werk, das mit den Spezialkameras von Technicolor (in denen drei Schwarzweißfilme gleichzeitig durch Filter belichtet wurden, die verschiedene Spektralbereiche des Lichts herausfilterten; die so genannten Farbauszüge wurden dann eingefärbt, übereinander gelegt und auf Blankfilm gedruckt) gedreht wurde.

„The Ladykillers“, 25. 6. im Freiluftkino Museumsinsel

***Wann immer die Filme der Fünfzigerjahre von Außerirdischen handelten, entwarfen sie in der Regel Invasionsszenarien: Fiese Aliens entwickelten fiese Pläne, um sich die Erde und die Menschheit untertan zu machen. Mit „It Came from Outer Space“ (1953) beschritt Jack Arnold einen anderen Weg: Seine Außerirdischen machen auf der Erde lediglich eine Notlandung und möchten nach der Reparatur ihres Raumschiffes so schnell wie möglich wieder weg. Dazu sei ihnen auch dringlich geraten, denn die eigentlichen Monster dieser Sciencefiction-Produktion sind die Menschen, denen alles Fremde Angst macht, weshalb es denn auch unverzüglich vernichtet werden soll. Arnolds Film lebt vom Gespür des Regisseurs für die Schauplätze: In der inmitten einer Wüste in Arizona gelegenen Kleinstadt herrscht eine Atmosphäre der Engstirnigkeit und latenten Gewalt.

„It Came from Outer Space“, 22. 6. bis 24. 6. im Regenbogenkino

***Von Bourgeoisie, Tod und Erotik erzählt Luis Buñuels makaberes Werk „Das verbrecherische Leben des Archibaldo de la Cruz“ (1955). Denn Archibaldo ist ein Triebtäter, der sich nur allzu gern ausmalt, wie er diverse Frauen seiner Bekanntschaft um die Ecke bringt – doch leider kommt ihm ständig irgendjemand zuvor. Um sein frustriertes erotisches und mörderisches Begehren abzureagieren, wird er schließlich eine Puppe, die einer seiner Bekannten genau gleicht, in einem Ofen einschmelzen.

„Das verbrecherische Leben des Archibaldo de la Cruz“, 20. 6., 23. 6. bis 26. 6. im Lichtblick

LARS PENNING