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AC Perugia verstößt Jung-Hwan Ahn

„Wer Italien eliminiert, kommt nicht zurück“: Südkoreas Schütze des Golden Goal steht vor der Kündigung

DAEJEON/BERLIN dpa/taz ■ Mit seinem Golden Goal gegen Italien hat Jung-Hwan Ahn Südkorea ins WM-Viertelfinale und sich selbst möglicherweise um seinen Arbeitsplatz gebracht. Der italienische Serie-A-Club AC Perugia, wo Ahn unter Vertrag steht, will den Mittelfeldspieler nicht mehr. „Wer Italien eliminiert, kommt nicht mehr zu uns zurück“, erklärte Club-Präsident Luciano Gaucci gestern.

Auch Trainer Serse Cosmi forderte die Klubführung auf, den am 30. Juni auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern und den von Busan ausgeliehenen Südkoreaner nicht für die vereinbarten drei Millionen Euro zu verpflichten. „Ahn hat seine Pflicht getan, aber ich will ein Signal für den italienischen Fußball setzten und statt Ahn Fabio Gatti spielen lassen“, sagte Cosmi am Mittwoch der römischen Zeitung La Repubblica, die dem Ausscheiden 13 Seiten widmete.

Ahn war in der Serie A nie über eine Reservistenrolle hinausgekommen. Der exzentrische Klubchef Gaucci hatte den 26-Jährigen vor zwei Jahren aus einer Laune heraus verpflichtet. Nachdem Gaucci dem mittlerweile für den AC Parma spielenden Japaner Nakata Hidetoshi in Italien zum Durchbruch verholfen hatte, wollte er das Kunststück mit einem Chinesen und einem Südkoreaner wiederholen. Der Chinese Ma kam jedoch nie zum Einsatz. Und auch Ahn tat sich schwer.

Gaucci ist wegen seiner Zornesausbrüche berüchtigt. Als es in der vergangenen Saison mit Perugia in Richtung Abstieg ging, warnte er die Kicker mit den Worten: „Wenn sie nicht dieses Trikot mit Würde tragen, werde ich sie alle durch motivierte Spieler ersetzen.“ Dieser Meinung ist ganz Italien nach dem Aus ihrer Azzurri.

Während der südkoreanische Präsident Kim Dae Jung mitteilen ließ: „Wir Südkoreaner sind Fortunas Günstlinge“, das Weiterkommen seiner Mannschaft symbolisiere die Bestimmung des Landes für unbegrenzten Wohlstand und Stärke, verfolgt man zwischen Bozen und Catania sinistre Verschwörungstheorien.

Das italienische Fernsehen RAI brachte die Stimmung mit der Schlagzeile auf den Punkt: „Schiedsrichter der Schande“. In drei Spielen – gegen Kroatien, Mexiko und Südkorea – habe man Traps Truppe benachteiligt. „Ein gültiges Tor verweigert, Francesco Totti vom Platz gestellt, alle sind gegen uns“, hieß es weiter. Giovanni Trapattoni kündigte derweil an, nicht vom Amt des Nationaltrainers zurückzutreten.

Ob Ahn seine Bilanz beim AC Perugia (30 Einsätze, 5 Tore) aufbessern kann, hängt nun von der Gnade Gauccis ab. Sein früherer Verein, der K-League-Klub Busan Icons, bei dem ihm in 87 Matches 44 Tore gelangen, wird über eine Rückkehr des Nationalhelden (die Zeitung Chosun Ilbo über Ahn: „Er war ein Pflänzchen im Gewächshaus. Nun ist er ein Star.“) nicht traurig sein.

Wenn Gauccis Wut verraucht ist, sollte er dem Rat eines Anhängers folgen, der dem Präsidenten per E-Mail mitteilt: „Sie sollten froh sein, solch einen guten Spieler in der Mannschaft zu haben.“

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