„Vom Faulenquartier steht da nichts“

Gutachten verortet Bremen medienmäßig im Mittelfeld / Reaktionen von SPD, CDU und Radio Bremen

Das jetzt bekannt gewordene Gutachten zu einem Bremer Medienzentrum zeigt für den SPD-Fraktionschef Jens Böhrnsen, dass „die Gründung eines solchen Zentrums im Faulenquartier Sinn macht“. Für sein CDU-Pendant Jens Eckhoff stehen dagegen „erhebliche vom Gutachten genannte Voraussetzungen“ in den Sternen.

Die Studie – deren Endfassung erst in ein paar Wochen vorliegt – hat zum einen die Bremer Medienwirtschaft untersucht, auch im Vergleich zu anderen deutschen Städten, zum anderen stellt sie ein Konzept für ein „Kommunikationsquartier“ vor, das die Branche weiterentwickelt. Keimzelle der Medien-Vision ist ein Sende- und Produktionszentrum, in das Radio Bremen 150 seiner Mitarbeiter überführt. Nach den Vorschlägen des Gutachtens soll Radio Bremen sich auf „Kernfunktionen“ beschränken – das sind die Intendanz, die Programmdirektion und die Verwaltung. Für diese Produktionsfirma, die durch RB-Aufträge langfristig abgesichert sein soll, sollen weitere Gesellschafter geworben werden.

Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass durch die anstehende Reform bei Radio Bremen wenn überhaupt, dann jetzt ein guter Zeitpunkt für die Entwicklung des Medienzentrums sei. Ohne den Sender, das geht auch aus einer von den Gutachtern durchgeführten Befragung Bremer Medienunternehmer hervor, mache ein solches Projekt keinen Sinn.

Im Städtevergleich kommt das Papier von den Hamburger Euroland Projektierungen, das für 180.000 Euro von der Bremer Investitionsgesellschaft (BIG) in Auftrag gegeben wurde, zu wenig überraschenden Ergebnissen. „Bremen ist im nationalen Vergleich weder ein bekannter noch ein herausragender Medienstandort“, heißt es da. Eine der zum Vergleich herangezogenen Städte ist daher Lübeck: Auch dort gibt es einen „politisch motivierten Standort ohne ausgeprägte Medienwirtschaft“ mit dem Risiko „langfristiger Subventionsabhängigkeit“. Die Gutachter warnen daher vor einem „spekulativen Flächenangebot“.

SPD-Mann Böhrnsen plädiert nun dafür, „mit Radio Bremen die Modalitäten eines Umzug zu besprechen“ und „unverzüglich alle Schritte zur Verwirklichung eines attraktiven Medienzentrums zur Aufwertung des Faulenquartiers“ einzuleiten.

„Von Faulenquartier steht da nichts“, sagt dagegen CDU-Eckhoff, der Radio Bremen immer noch gerne im ehemaligen Postamt 5 in Bahnhofsnähe unterbringen möchte. „Erst mal muss sich Radio Bremen äußern, ob der Sender 150 Mitarbeiter überhaupt ausgliedern kann und will“. Auch sei die Frage, ob im Faulenquartier die privaten Investoren noch bei der Stange sind, völlig unklar.

Radio Bremen begrüßte das Gutachten gestern ausdrücklich. Es bestätige „eine Vermutung, die wir bei Radio Bremen schon länger hegen: Ein regionales Medienzentrum in Bremen ist sinnvoll, aber nur mit Radio Bremen“. Dabei sei dem Sender klar, dass in einem zukünftigen Medienzentrum „eine moderne Anstalt gefragt ist, die mit weniger Geld ihren Auftrag erfüllt und offen ist für die Kooperation mit Dritten“. hey