: biografisches
Manfred Stolpe
Manfred Stolpe (geb. 1936), trat nach dem Jurastudium in Jena 1959 in den Dienst der Evangelischen Kirche Brandenburgs. Bis zur Wende galt er in diversen leitenden Funktionen als treibende Kraft der evangelischen Kirche der DDR. Als Vordenker einer Kirchenpolitik, die sich als „Kirche im Sozialismus“ verstand, versuchte er, ein gesprächsbereites Verhältnis zum Honecker-Regime zu praktizieren. Noch im November 1989 meinte Stolpe, es lohne sich, für „einen wirtschaftlich effektiven, sozial gerechten, demokratischen, moralisch sauberen und den Menschen zugewandten Sozialismus“ einzutreten.
Als Folge der Rolle der Kirche in der Ex-DDR sahen sich gerade Kirchenleute nach der Wende in der Pflicht. In der Frage der deutschen Vereinigung nahm Stolpe zunächst eine zögerliche Haltung ein. Mit seiner Kritik an der überstürzten Währungsunion befand sich Stolpe auf SPD-Linie, in die er 1990 eintrat. Im September desselben Jahres wurde er zum SPD-Kandidaten für die Landtagswahlen in Brandenburg nominiert und nach dem Wahlsieg seiner Partei am 1. November zum Ministerpräsidenten gewählt.
Überschattet wurde Stolpes Amtszeit durch die jahrelangen Auseinandersetzungen um die Bewertung seiner Beziehungen zur Stasi. Seiner Popularität als Sachwalter ostdeutscher Interessen konnten die „spektakulären Enthüllungen“ indes nichts anhaben. Am 11. September 1994 entschied die SPD die Wahl in Brandenburg klar für sich. Durch die gescheiterte Länderfusion zwischen Berlin und Brandenburg (1996), die Entscheidung für den Großflughafen Berlin-Schönefeld, die hohe Arbeitslosigkeit und die hilflose Bekämpfung der Gewalt gegen Ausländer sank das Ansehen der SPD-Landesregierung. Bei der Wahl 1999 verlor die SPD die absolute Mehrheit, Ministerpräsident Stolpe regierte bis zu seinem Rücktritt mit der CDU.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen