: Langsame Vorzeige-Uni
Rätsel um TU-Statistik: 40 Prozent der Diplomanden brauchten mehr als 14 Semester
Rätselhafte Signale kamen am Freitag vom AStA der Technischen Universität (TU) Harburg. Gleich im Anschluss an eine Pressemitteilung erhielten die Redaktionen ein Fax mit der Bitte, diese nicht zu verwenden. „Es tut uns leid“, schreibt der AStA-Vorsitzende Hendrich Quittmann. Die versandte Fassung enthalte „Sachverhalte im Bezug auf die TU“, die „nicht korrekt“ seien. Als Trost folgte später eine trockene Stellungnahme der TU-Studierenden zum „Hochschulmodernisierungsgesetz“ von Wissenschaftssenator Jörg Dräger.
Studierende, die sich im TU Intranet auskennen, konnten sich schon einen Reim auf den Vorgang machen. Haben sie dort doch Zugang auf die Abschlussstatistik der Vorzeige-Universität. Über 40 Prozent der TU-Diplomanden vom Winter- und Sommersemester 2001, so erkennt man in einem Ausdruck, der der taz vorliegt, brauchten 15 und mehr Semester für ihr Diplom. Sie wären also Kandidaten für die 500 Euro Langzeitgebühren, die Wissenschaftssenator Dräger ab 2003 plant. In der Regelzeit von 10 Semestern schafften es demnach nur 5,3 Prozent.
„Das ist für eine technische Universität ungewöhnlich“, sagt Dagmar Höfer vom Studentenwerk. Gelten doch diese eher verschulten Studiengänge als schneller studierbar als beispielsweise die Geisteswissenschaften. Im Hamburger Durchschnitt studieren 25 Prozent 15 und mehr Hochschulsemester.
TU-Pressesprecher Rüdiger Bendlin war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Der TU-AStA selber fordert in obiger Stellungnahme, die Regelstudienzeit so zu bemessen, „dass die Mehrheit der Studierenden auch in dieser Zeit ihr Studium beenden können“. Senator Dräger behauptet, dass dies bereits jetzt möglich sei.
Derweil planen Studierende der Uni einen „30 Stunden Info- und Aktionsstreik“ gegen Drägers Politik. Die Aktionen beginnen heute um 7 Uhr früh und enden morgen Mittag mit einer Demo in die Stadt. KAIJA KUTTER
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