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jenni zylka über Sex & LügenWenn der Chip piept, passt der Typ

Riechen, reden, rackern: Wer ist gut, wer ist schlecht im Bett? Technische Unzulänglichkeiten erzwangen eine Umfrage

Nase voll von diesem ganzen Vorsichtig-kennen-lernen-Quark! Ich will die Tamagotchi-ähnlichen High-Tech-Chip-Info-Scanner, die angeblich in Japan längst jeder am Revers oder Gürtel trägt, und die laut und auffällig lospiepen, sobald jemand vorbeikommt, zu dem man passt. That’s the future.

Das einzige Problem könnte sein, dass die japanischen Konstrukteure eventuell andere Prioritäten beim Programmieren setzen. Was soll ich mit jemandem, der auch „Sternzeichen Hahn“ ist? Man weiß eben nicht, nach welchen Kriterien die Scanner geeicht werden. Ziemlich sicher bin ich allerdings, dass „gut im Bett“ keines davon ist. Denn nicht mal der findigste japanische Computernerd wird definitiv feststellen können, was das ist, gut im Bett.

Ich habe mal ein bisschen in meinem berüchtigten Bekanntenkreis herumgefragt und so viele Antworten bekommen, wie es Eissorten (in einer gut sortierten original italienischen Eisdiele mit Namen „Fontanelle“ oder „Camelia“ oder so) gibt. Klarheit scheint eher darüber zu herrschen, was „schlecht im Bett“ ist: Strippen zum Beispiel fanden hundert Prozent der befragten Damen, hetero wie homo, zum Kotzen. „Wenn der anfangen würde, so albern seine Klamotten runterzuzuppeln, würde mir sofort schlecht“, war der Tenor, und die Chippendales und ähnliche Hausfrauengekreische-Veranstaltungen wurden kollektiv und naserümpfend in die Kategorie „vom Fernsehen aufgebauscht“ verschoben.

Männer, egal welcher hormonellen Hauptverkehrsachse, schienen sich eher mit dem Gedanken des Ausziehens nach Noten anfreunden zu können. Im Großen und Ganzen war aber die Toleranzgrenze beim Strippen niedrig, und im Umkehrschluss finden meine FreundInnen ein „schnelles und effektives Sich-der-Klamotten-Entledigen“ angenehmer. Das mag allerdings, um die nicht vorhandene Signifikanz aufzuzeigen, auch daran liegen, wo ihre Wiege stand: Ich habe fast ausschließlich Norddeutsche und BerlinerInnen gefragt. Vielleicht strippen sich in Bayern die Burschen ’nen Wolf.

Das Gerücht mit dem Tanzen konnte ich ebenfalls entmystifizieren. Keinesfalls scheinen Menschen, die ein gutes Rhythmusgefühl haben, unbedingt auch nächtens brauchbar zu sein. Obwohl das immer behauptet wird und wahrscheinlich einige SambatänzerInnen von dieser Mär profitieren. Aber es stimmt nicht: Jener Rhythmus, mit dem sich im Bett hochgerockt wird, hat nichts mit dem musikalischen Rhythmus zu tun. Wie schnell wären auch sonst die Tamagotchis programmiert! Die gesamte verdammte deutsche Samba-Trommel-Gruppe, die einen bei Straßenumzügen immer zur Waffennärrin macht, würde ungerechtfertigterweise davon profitieren.

Um jetzt mal zu „gut im Bett“ zu kommen: Der Geruch war bei meiner gesamten Testgruppe ein wichtiges Kriterium. Und der ist natürlich ähnlich subjektiv wie der Eisgeschmack. Eine Freundin behauptet, sie könne nicht mit Glatzköpfen, weil ihr der Geruch der Haare fehle, ein Freund dagegen macht’s fast ausschließlich mit Glatzen. Übereinstimmend stellten die Testpersonen nur fest: Hauptsache, das erlegte Wild bzw. der/die JägerIn riecht überhaupt nach etwas.

So ein „Parfum“-Held ohne Geruch à la Patrick Süskind wurde allgemein als indiskutabel abgetan. Ob solche Informationen in das komische Tamagotchi aufgenommen werden? Ich bin sehr gespannt auf die Zukunft, in der ich mit meinem Scanner den einzigen Mann im ICE herauspiepen kann, der so gut riecht, dass mir allein schon vom Danebenstehen blümerant wird. Gut im Bett, das behaupteten meine Hetero-Freundinnen außerdem, sei ein Mann, wenn man merke, dass er auf einen steht (ohne süffisante Betonung auf „steht“, Gott bewahre).

„Der soll nicht so herumquatschen“, murmelte weiterhin eine Befragte, andererseits kann „das richtige Wort zur richtigen Zeit“ aber auch Wunder bewirken. Glaubt man Pornos, die offensichtlich ja ausdrücken, worauf viele stehen, sonst wären sie nicht so erfolgreich, dann ist ein gewisses Maß an Herumgequietsche und „Gib’s mir“-Gestöhne wohl doch recht beliebt. Meine Theorie zum Reden ist allerdings, dass Frauen sich damit oft recht schwer tun, sofern sie sich in ihrem eigenen Idiom befinden. Sobald sie, etwa bei Urlaubssex in englisch-, französisch- oder spanischsprachigen Ländern, in ein anderes überwechseln, scheint die Hemmschwelle etwas zu sinken. Vielleicht liegt’s aber auch am Sangria aus den langen Strohhalmen.

Es gibt also keine allgemeingültigen Kriterien für gut oder schlecht oder medioker im Bett, ergo auch noch keine einzuprogrammierende Tamagotchi-Sequenz, die das Juchzen garantiert. Viele finden das gut so („Ist doch natürlich! Ist eben subjektiv! Die ganze Spannung wäre doch weg“), ich finde das schade. Ich werde weiterforschen, versprochen. Und wenn so ein Tamagotchi auf den europäischen Markt kommt, melde ich mich sofort als Probandin.

Fragen zu Sex & Lügen? kolumne@taz.de

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