unterm strich
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Er hat es schon wieder getan. Diesmal mit Jürgen Möllemann, der das gar nicht lustig findet: Der FDP-Politiker wirft Christoph Schlingensief Aufruf zu einer Straftat vor. Mit seinem Aufruf „Tötet Möllemann“ habe Schlingensief die verfassungsrechtliche Grenze der Kunstfreiheit weit überschritten, sagte Möllemann. Folgendes soll sich abgespielt haben. Christoph Schlingensief habe, so Möllemann, am Sonntag in Duisburg bei einer Aktion im Rahmen des Festivals „Theater der Welt“ auf seinem Foto herumgetrampelt und „Tötet Möllemann“ geschrien. Als „bemerkenswert“ bezeichnete es Möllemann, dass der Bundestagsabgeordnete der Grünen, Cem Özdemir, in dem Theaterstück als Assistent Schlingensiefs mitgespielt habe. Özdemir habe die Entgleisungen „völlig ohne jedes demokratische und menschliche Gewissen“ hingenommen. Möllemann zog einen Vergleich zum Fall des Islamisten Metin Kaplan. Der „Kalif von Köln“ war wegen Aufrufs zum Mord zu vier Jahren Haft verurteilt worden. „Unser demokratisches System duldet solche Aufforderungen nicht“, sagte Möllemann, und weiter: „Ich fühle mich in meinen Rechten verletzt. Was daraus wird, wird sich zeigen.“

Schlingensief war 1997 bei der documenta in Kassel nach dem Ausruf „Tötet Kohl“ bei einer Performance auf offener Bühne von der Polizei festgenommen worden. Möllemann warf der Landesregierung nun vor, die Aktion Schlingensiefs mitfinanziert zu haben – schließlich habe das Kulturministerium das Festival „Theater der Welt“ mit rund 750.000 Euro gefördert. Kulturminister Michael Vesper (Grüne) sagte, die Förderentscheidung sei gefallen, als von einer Beteiligung Schlingensiefs noch gar nicht die Rede gewesen sei. Schlingensief habe sich erst kurz vor Toresschluss aufgedrängt und sei von der Festivalleitung engagiert worden. Er selbst habe sich frühzeitig von der Teilnahme Schlingensiefs wegen einer geplanten Bücherverbrennung distanziert, sagte Vesper. Welche Bücher Schlingensief wohl verbrennen wollte?

Zum Schluss eine versöhnliche Meldung. Der Film „Salzfische“ des Regisseurs Till Endemann hat den Publikumspreis „Wilde Hilde“ des Kurzfilmfestivals „Best Before“ in Hildesheim gewonnen. Insgesamt vier Preise im Wert von 1.000 Euro gingen an den Film „Bamboleho“ des spanischen Regisseurs Luis Prieto. In der Rubrik Experimentalfilm entschied die Jury sich für „rechtsrechts – linkslinks“ von Ralf Schauwacker. Bester Animationsfilm wurde „Sturmwalzer“ des Niederländers Rino Gouw, bester Dokumentarfilm „Camouflage“ von Jonathan Hodgson. Glückwünsch.