: Stiftung Warentest fordert mehr Unabhängigkeit
Obwohl die Rolle der Verbraucherschützer immer mehr an Bedeutung gewinnt, sinkt der staatliche Zuschuss auch unter Rot-Grün stetig
BERLIN taz ■ Pestizide in Früchtetees entdeckt, Analysen zum Thema Altersvorsorge oder Vergleiche von neuen Stromanbietern: Die Testpalette der Stiftung Warentest war auch im vergangenen Jahr wieder sehr breit. Unabhängige Verbraucherinformationen braucht aber auch eine unabhängige Finanzierung.
Deshalb forderte die Stiftung Warentest gestern die Bundesregierung erneuert auf, sie mit einem festen Stiftungskapital auszustatten. „Die Höhe der staatlichen Zuwendungen darf nicht von der jeweiligen politischen Wetterlage abhängen“, sagte Vorstand Werner Brinkmann in Berlin.
Die rot-grüne Regierung hatte im vergangenen Jahr die staatlichen Zuwendungen um etwa eine Million Euro auf knapp 5,6 Millionen Euro zusammengestrichen, was „uns hart getroffen hat“, so Brinkmann. Die Zinserträge eines Stiftungskapitals von 93 Millionen Euro könnten dagegen die jährlichen Überweisungen des Verbraucherschutzministeriums ersetzen. Bei den aktuellen Haushaltsberatungen ist die Schaffung eines Stiftungskapitals für das Verbraucherministerium aber kein Thema. Generell sei dieser Vorschlag aber durchaus „diskutabel“, so eine Sprecherin des Ministeriums.
Zusätzlich verringerten die um etwa sechs Prozent gesunkenen Verkäufe der beiden Zeitschriften Test und Finanztest die Gesamterträge der Stiftung um etwa 3 Millionen Euro auf etwa 50,5 Millionen Euro im Jahr 2001. Die geringeren Verkäufe führte Brinkmann auf die allgemeine Verkaufsflaute im Zeitschriftenhandel zurück. Gesteigert haben sich dagegen die Umsätze des kostenpflichtigen Internetangebots mit aufbereiteten Testergebnissen und Infodokumenten. 40.000 Euro monatlich nimmt die Stiftung dadurch ein. Mit 13 Millionen Seitenzugriffen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres ist das Stiftungsangebot in die deutschen Top Twenty der Medienportale vorgestoßen.
Insgesamt konnte die Stiftung einen leichten Gewinn für das vergangene Jahr verzeichnen. Möglich wurde dies nur durch Kürzungen in Herstellung, Vertrieb und Werbung. „Das lässt sich natürlich nicht endlos fortsetzen“, betonte Brinkmann. Mitarbeiter wurden nicht entlassen.
Das Gesamtangebot ihrer Dienstleistungen musste die Stiftung wegen der Sparmaßnahmen noch nicht verringern. 128 Waren standen 2001 auf dem Prüfstand. Im Vorjahr waren es 146, weil besonders viele Neuheiten auf den Markt kamen.
MARTIN WÜNDERLICH
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