: Wenn Hollywood ruft
Film ab: Medienfonds können Bestandteil einer konservativen Vermögensstruktur sein. Mitunter gibt es aber auch einen Filmriss, und der Investor guckt in die Röhre. Geeignet für langfristigen Horizont
Medienfonds sind Beteiligungsunternehmen im Medienbereich. Investorengelder werden gesammelt, um Kinofilme oder andere Projekte zu finanzieren. In den 70er-Jahren kam es zu einem ersten Medienfonds-Boom. Die Fonds setzten vor allem auf Steuervorteile und warben mit Verlustzuweisungen bis zu 280 Prozent, bis 1979 der Gesetzgeber dem Treiben einen Riegel vorschob. Da die meisten dieser Fonds wirtschaftlich nicht erfolgreich waren, kam die Branche zunächst zum Erliegen.
Erst Mitte der 90er-Jahre gab es eine Renaissance. Maßgeblich von den Banken wurden wiederum vor allem steuerlich motivierte Beteiligungen vertrieben und über Leasingkonzeptionen unter anderem Hollywoodproduktionen vom deutschen Staat steuerlich subventioniert. „Volkswirtschaftlicher Unsinn“, urteilt Karl Schmutzler. Der Unternehmensberater, seit 1974 Kenner der Szene und einer der besten Experten der Branche, prophezeit für die kommenden Jahre eine crashähnliche Marktbereinigung wie beim Neuen Markt – dann nämlich, wenn bei den in den 90er-Jahren aufgelegten Fonds klar wird, dass sie ihre prospektierten Erlöse nicht erzielen können.
Nicht nur der Verlust des eingesetzten Kapitals könnte auf die Anleger zukommen, sondern möglicherweise Nachschusspflichten aus den von den Fonds aufgenommenen Fremdmitteln. Damit nicht genug: Auch die steuerliche Nichtanerkennung der Investition droht. Denn da der vom Gesetzgeber verlangte Totalüberschuss nicht erreicht wird, könnte der Fiskus die vereinnahmten Steuervorteile wieder zurückfordern.
Also: Hände weg? Schmutzlers Antwort ist eindeutig. In der Branche stünden ein riesiger Kapitalbedarf auf der einen und sehr gute langfristige Ertragschancen auf der anderen Seite. Die Auswertungsrechte an Medienproduktionen sind einer der wichtigsten Rohstoffe im modernen Medienzeitalter, das „Öl des 21. Jahrhunderts“, wie der Spiegel vor einiger Zeit titelte. Worin unterscheiden sich nun faire von unfairen Fondsangeboten? Ulrich Hartung, als Unternehmensberater und Dozent in der Ausbildung von Finanzplanern auf das Thema spezialisiert, nennt die wesentlichen Eckpunkte: Teilhaberfreundlich und fair sind Fondsangebote dann, wenn keine Fremdmittelaufnahme und keine Nachschusspflichten vorgesehen sind und das Platzierungsrisiko nicht zulasten der Anleger geht. Entscheidend ist aber, dass die Fondskonzeption die dauerhafte und uneingeschränkte Partizipation der Anleger an allen Lizenzerlösen und Auswertungsarten in allen Territorien vorsieht.
Die Nutzungsdauer von Filmrechten beträgt nach dem Urhebergesetz 50 Jahre. Der Zeitpunkt der Auflösung des Fonds sollte unbedingt von den Anlegern selbst bestimmt werden können. Und darin unterscheiden sich schon die meisten auf dem Markt angebotenen Fonds. Sie arbeiten mit fixen, meist kurzfristigen Exitterminen und vergeben die Vermarktung häufig an einen Dritten. Die Folge ist, dass die Risiken der Produktion von den Anlegern getragen, die langfristigen Gewinne aber von den Initiatoren eingestrichen werden.
Solche Investments eignen sich vor allem für Anleger mit höherem Vermögen und Einkommen, einem sehr langfristigen Anlagehorizont und – darauf weist Karl Schmutzler hin – mit Interesse am Film. Das Risiko ist wie die Chance hoch. Es grenze, das betonen beide Experten, an „Kaffeesatzleserei“, im Filmgeschäft einen Kassenknüller von einem Flop im Vorhinein unterscheiden zu wollen. Optimal ist deshalb der Aufbau eines „Rechtestocks“. Gemeint ist ein diversifiziertes Portfolio von unterschiedlichen Vermarktungsrechten aus verschiedenen Filmproduktionen. Eine solche „Rechtebibliothek“ kann aufgebaut werden, indem der Anleger konsequent und dauerhaft Ausschüttungen aus laufenden Investments in neue Fonds reinvestiert. So gesehen können Medienfondsanteile tatsächlich „Bestandteil einer konservativen Vermögensstruktur“ sein, so Ulrich Hartung. Aus der Sicht der Vermögensberatung stellen sie eine geradezu optimale Ergänzung eines breit gestreuten, risikooptimierten Portfolios dar, entsteht doch ein in sich diversifiziertes, von den Kapitalmärkten weitgehend unabhängiges Anlagevermögen. BIRGIT BOSOLD
Die Autorin ist Finanzplanerin in Berlin
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