: Anti-Kannibalismus
Erste Ideen für den Neubeginn im Musical-Theater 2004: Hoffen auf das Musical-Revival
Manche Probleme erledigen sich irgendwie von selbst. Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) müsste eigentlich Luftsprünge machen. weil der Leerstand im Musical-Theater nach dessen Pleite so geschickt mit dem Umzug des Bremer Theaters aufgefangen werden kann. Außerordentlich „vorteilhaft“ sei die Zwischenlösung für die nächsten anderthalb Jahre. Und zwar für beide Seiten, wie der Wirtschaftsförderungsausschuss auf seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien explizit festgehalten hat.
Über die Zeit danach indes wurden bislang seitenweise nurvage Vorschläge produziert: Wie kann man die 1.350 Sitzplätze am Richtweg füllen, ohne damit eine „Kannibalisierung der bremischen Veranstaltungsstätten untereinander“ zu bewirken?
Kein leichtes Unterfangen. Mit dem Theater am Richtweg kommt eine Spielstätte mehr ins Boot, die insbesondere der fast gleich großen Glocke Konkurrenz machen könnte. Die Hanseatische Veranstaltungsgesellschaft (HVG) als Managerin von Stadthalle, Glocke, Musical-Theater, Rennbahn und Weserstadion will mit ihrem breiten Angebot an Häusern „offensiv am Markt auftreten“ und durch gemeinsames Management „organisatorische Kostenvorteile“ nutzbar machen.
Wie das gehen soll? Noch ist das Konzept der HVG als solches gar nicht spruchreif. Angedeutet wurde bislang soviel: Während in Glocke und Stadthalle vor allem Einzelvorführungen spielen sollen, kann es am Richtweg länger laufende En-Suite-Produktionen geben. Auch Fernseh-Settings wie jüngst für die „Teenstars“ wären denkbar.
Für hochwertige Produktionen dagegen würde ein hohes Budget für die Vermarktung erforderlich sein. Hinzu kämen teure Lizenzgebühren. So dass sich die HVG „zunächst im wesentlichen auf das Vermietungsgeschäft“ konzentrieren will. Vereinzelt seien auch Veranstaltungskooperationen vorgesehen, mit der HVG in der Rolle des Vermarkters.
Immer noch nicht ganz ausgeträumt haben die städtischen Wirtschaftslenker die Sache mit dem Musical-Standort Bremen. Dezidiert weist der Wirtschaftsförderungsausschuss darauf hin, dass das HVG-Konzept so variabel sein müsse, dass bei einer späteren „Revitalisierung des Musical-Marktes für hochwertige lang laufende Produktionen entsprechend reagiert werden kann“.
Für Branchenkenner wie Wolfgang Jansen von der Gesellschaft für Unterhaltende Bühnenkunst wäre es nicht mal ausgeschlossen, dass nach der derzeitigen Pleite des Marktführers Stella in zwei Jahren wieder freie Spielstätten für neue Produktionen gebraucht würden. Nur: „Darauf bauen kann man nicht.“ pipe
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