: Kampf um Betten
Krankenkassenverbände fordern den Abbau von 4.871 Klinikbetten, die meisten davon in der Unimedizin
Es steht eine neue Runde im Verhandlungspoker um die Berliner Krankenhäuser an. Gesundheitsstaatssekretär Hermann Schulte-Sasse arbeitet derzeit an einem neuen Krankenhausplan und war jüngst in die Vorlage gegangen: 2.000 Klinikbetten müsse Berlin abbauen, verkündete er via Zeitungsinterview. Gestern zogen die Krankenkassenverbände nach: Sie forderten die Streichung von 4.871 Betten, die meisten davon in den Universitätskliniken. Das ist mehr als ein Fünftel der rund 23.000 Klinikplätze, die es in Berlin derzeit gibt. Seit 1989 hat die Stadt bereits rund 20.000 Betten abgebaut.
Noch immer seien die hiesigen Krankenhauskosten im bundesweiten Vergleich zu hoch, kritisierten die Kassenvertreter. Es gebe zu viel teure Hochleistungsmedizin. Wenn nicht ausreichend abgebaut werde, drohten sie ein „unkontrollierten Krankenhaussterben“ an. Die Kassen rechnen damit, dass sich mit der Einführung des neuen Vergütungssystems für die Kliniken die Bettennachfrage ab 2004 dramatisch reduzieren wird. Denn dann erhalten die Krankenhäuser Fallpauschalen, unabhängig davon, wie lang die Patienten liegen. Das werde „große Anreize zur Verweildauerreduzierung mit sich bringen.“
Der Chef der Berliner AOK, Rolf D. Müller, hält auch Krankenhausschließungen für möglich. Zur Frage, welche Kliniken betroffen sein könnten, äußerte er sich gestern nicht. Vor einigen Wochen aber hatte er die Schließung des Universitätsklinikum Benjamin Franklin (UKBF) in Steglitz gefordert: „Ein Uniklinikum reicht für Berlin völlig aus, und zwar ein Klinikum mit einem Standort.“ Damit stellt Müller nicht nur die Zukunft des UKBF, sondern auch die der Charité in Frage. Denn diese hat zwei Standorte: in Mitte und in Wedding. Die Zukunft der Hochschulmedizin prüft derzeit eine Expertenkommission, die der Senat eingesetzt hat. Sie wird im Herbst ihre Ergebnisse präsentieren. SABINE AM ORDE
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