Vision der E-Wende

Bericht: Regierung setzt weiterhin auf Energiewende, Opposition auf Atomkraft. BP stellt Energiedaten vor

BERLIN taz ■ Treibhausgas-Emissionen können bis 2050 um 80 Prozent vermindert werden. Darüber sind sich die Mitglieder der Bundestags-Enquetekommission „Nachhaltige Energieversorgung“ einig. In Berlin übergaben sie gestern ihren Bericht an den Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse. Er umfasst rund 1.000 Seiten. 250 haben davon die CDU/CSU gemeinsam mit der FDP formuliert. Mit diesem so genannten Minderheitenvotum zeigen sie: Als Gewinner der Bundestagswahl würden sie die Empfehlungen der Kommission wieder über Bord werfen.

Dabei war das Gremium vor anderthalb Jahren vom Bundestag eingesetzt worden, um über Parteien hinweg einen Konsens zur zukünftigen Energieversorgung zu finden. Nun sind die Mitglieder völlig zerstritten.

Einmal mehr ringen CDU/CSU und FDP auf der einen Seite und SPD und Bündnis 90/Die Grünen auf der anderen um die Atomkraft. Denn würde sich das Szenario der schwarz-gelben Opposition durchsetzen, hieße das: Bis Mitte des Jahrhunderts werden 50 bis 100 Atomkraftwerke gebaut. Die rot-grüne Koalition will hingegen an der von ihr eingeleiteten Energiewende festhalten. Mit Energie soll effizienter und sparsamer umgegangen, 50 Prozent der Energieversorgung im Jahr 2050 über Sonne, Wind & Co gesichert werden.

Heute sieht das noch ganz anders aus. Das wurde klar, als BP-Chefvolkswirt Peter Davies gestern in Berlin sein Statistisches Jahrbuch zur Weltenergie präsentierte. Kein Kilowatt Strom aus erneuerbaren Energien hat es bisher in die Datensammlung des Ölkonzerns geschafft. Noch immer zu klein sei ihre Bedeutung und nicht verlässlich die Angaben, so Peter Davies. Die Erhebung des Energieverbrauchs zeigt, dass der weltweite Energiebedarf stagniert. Wuchs er im letzten Jahrzehnt jährlich um zwei Prozent, waren es 2001 nur 0,3 – was Davies als Auswirkungen des 11. September und der globalen Rezession interpretierte. Rückläufig war in erster Linie der Ölverbrauch, stagnierend Gas, leicht ansteigend Wasser- und Atomkraft sowie Kohle.

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HANNA GERSMANN, SIMON JÄGGI